Psychotherapeut Sam hat seiner Frau Annie bereits sechs Monate, nachdem sie sich kennengelernt haben, einen Heiratsantrag gemacht. Sie war zwar erstaunt nach so kurzer Zeit, aber sie war glücklich mit ihm und hat „Ja“ gesagt. Sie leben und arbeiten in New York, aber Sam will mehr, er will mit seiner Frau ganz ruhig und entspannt auf dem Land leben. Sie wollen in das verschlafene Örtchen ziehen, in dem Sam aufgewachsen ist und wo seine Mutter jetzt in einem Pflegeheim lebt. Ein Haus für sie beide haben sie schon gefunden. Nun ist Sam auf der Suche nach einer Praxis mit einem oder zwei Zimmern, wo er seine Klienten empfangen kann. Jedoch findet er keinen geeigneten Platz, entweder sind die angebotenen Räume total heruntergekommen oder viel zu teuer. Doch als er schon aufgeben will, findet er an seiner Windschutzscheibe eine Nachricht, dass ihm jemand die passenden Räume vermieten würde. Auf Nachfrage beim Vermieter erhält er die Zusage und kann dort eine Praxis eröffnen, der Vermieter gestaltet die Räume sogar nach seinen Wünschen. Es läuft alles perfekt, denn er ist glücklich mit Annie, mit der er jede Woche ihren Hochzeitstag feiert und auch gerne Rollenspiele mit ihr spielt. Er geht in seinem Beruf auf und arbeitet sehr viel, wobei Annie oft alleine bleibt.
Annie ahnt jedoch nicht, dass er ihr nur vorgaukelt, dass er zu seiner Mutter fährt, denn seit er wieder in der verschlafenen Kleinstadt lebt, hat er nicht die Kraft, seine Mutter zu besuchen. Sam ahnt auch nicht, dass seine Gespräche mit seinen überwiegend weiblichen Klienten akribisch mitgehört werden und er auch sehr genau beobachtet wird. Sein Vermieter pocht stets darauf, dass er mit ihm noch etwas plauscht und nach Feierabend mit ihm etwas trinkt. Er hat zwar keine Lust drauf, aber er ist ja froh, dass er diese Räume bekommen hat, und lässt sich darauf ein.
Doch nach einigen Wochen wird Sam plötzlich übel, er rennt auf die Toilette und wird dort bewusstlos. Als er wieder aufwacht, liegt er in einem Bett und seine beiden Beine sind bis oben hin eingegipst. Er ist verzweifelt, kann sich nicht bewegen und weiß nicht, wo er ist.
Aimee Molloy lebt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Brooklyn, New York. Bereits vor ihrer Karriere als Autorin war sie mit mehreren Sachbüchern sehr erfolgreich. Sie veröffentlichte den Bestseller „However long the night“ in Amerika und war an mehreren Sachbüchern als Co-Autorin beteiligt. Ihren ersten Roman, „The perfect Mother“, veröffentlichte sie 2018 in den USA, der 2019 in Deutschland unter dem Titel „Die Mutter“ erschien. Mit „Das Therapiezimmer“ ist nun auch in Deutschland ihr zweiter Roman erschienen.
Dieser Thriller beginnt sehr harmlos, vor allem, weil fast nur von der heilen, glücklichen Familie erzählt wird, aber die Geschichte nimmt dann zügig Fahrt auf. Eine Portion Erotik kommt bei all der Spannung noch als Bonus dazu. In den letzten Passagen will ich natürlich wissen, was überhaupt passiert ist, wieso Sams Beine eingegipst sind, wer war es und warum. Kommt er wieder frei oder war es das jetzt und sein Leben findet ein abruptes Ende? Interessant ist natürlich auch, wie der Entführer alles hingedreht hat und wie die versteckt gehaltenen schlechten Seiten von Sam langsam ans Licht kommen. Ich kann nur jedem Fan von Thrillern „Das Therapiezimmer“ ans Herz legen, denn dies ist ein schonungsloses und hoch spannendes Buch, das zweifellos jeden Genrefan begeistert. Insbesondere aufgrund der unvorhersehbaren Wendungen ist dieser Thriller ein ganz besonderes Schmankerl.
336 Seiten, Taschenbuch, Verlag Rowohlt Polaris, 14 Euro.