Im November 2024 stehen in den Vereinigten Staaten von Amerika die Präsidentschaftswahlen an. Dabei geht es darum, ob es die Demokraten schaffen werden, ihre Ideen von Freiheit und sozialer Verantwortung weiter durchzusetzen oder ob sie gegen einen von Donald Trump geprägten Kampf für ein Amerika der traditionellen Werte verlieren werden. Damit steht auch die Zukunft einer liberalen Gesellschaft auf dem Spiel - oder besser: auf dem Prüfstand. Wem es gelingen wird, die Menschen für sich zu begeistern, die immer mehr Vertrauen in Politik, Medien und Wirtschaft verloren haben, der wird diese Wahl gewinnen. Mittlerweile schließen einzelne Gruppen aufgrund dieser Verunsicherung selbst Gewalt als ein politisches Mittel nicht mehr aus. Arthur Landwehr, der langjährige Hörfunk-Washington-Korrespondent für die ARD, sucht und beleuchtet Ursachen für die Zerrissenheit des Landes im Alltag der Amerikaner. Dafür begibt er sich in die unterschiedlichsten Regionen, um die Stimmung und Erwartungen der US-Wähler zu ergründen. Sei es beim Rodeo im „Cowboy State“ Wyoming, wo die Tradition des Wilden Westens nach wie vor als Gegenentwurf zur modernen Gesellschaft gefeiert wird, oder in Florida, wo Rentner und Pensionäre in einer „Active Adult Community“ unter sich sind. Tiefe Einblicke in ein brisantes Thema gewinnt er bei einer Waffenausstellung in Virginia, aber auch in Missouri beim Tee mit Cousinen vierten Grades, die er mithilfe des derzeit in Amerika überaus populären DNA-Tests gefunden hat. Sein vielschichtiges Porträt zeigt ein total aufgewühltes Land, in dem Politik früher oder später in eine einzige Frage mündet: Was heißt es, Amerikaner zu sein?
Arthur Landwehr, Jahrgang 1958, war von 1999 bis 2006 und von 2018 bis 2022 in Washington D.C. als ARD-Hörfunkkorrespondent. Von 2006 bis 2018 war er Hörfunk-Chefredakteur des Südwestrundfunks. In den Vereinigten Staaten von Amerika hat er während seiner Aufenthalte in den Amtszeiten von Clinton, Bush, Trump und Biden die gesellschaftliche Entwicklung journalistisch intensiv begleitet. Er wurde für seine Berichterstattung mit dem RIAS-Radiopreis ausgezeichnet.
Mit der amerikanischen Präsidentschaftswahl vor Augen und den derzeit sich überschlagenden Ereignissen in den USA dazu, hat das Buch von Arthur Landwehr, der seit 2023 im Ruhestand weilt, den Kern des Problems deutlich einem vor Augen geführt. Ein aktuellerer, detaillierterer Überblick dazu ist derzeit im Büchermarkt kaum findbar. Der Autor versteht es, durch seine Erlebnisse in Kombination mit kluger journalistischer Expertise und fundierter Recherche darzustellen, wie die einzelnen Regionen inklusive ihrer Bürger ticken und beleuchtet damit perfekt, warum diese Wahl so wichtig werden wird. Er gibt darin einen umfassenden Einblick in die wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Lage der USA. Nach einem Einleitungsteil geht es informativ auf 288 Seiten in zehn Themenbereiche wie auch Regionen Amerikas, wo er die Zerrissenheit des Landes, Hoffnungen der schwarzen Bevölkerung und Hispanics, die Ängste der Mittelschicht, den Mythos Cowboy und den Einfluss der „woken“ Intellektuellen aufzeigt und skizziert. Auch auf den massiven Unterschied der im Landesinneren vorherrschenden Meinung „America first“ gegen die in den liberalen Küstenstaaten vorherrschenden Verheißungen kultureller Offenheit, geht er intensiv ein. Schließlich spannt er immer wieder den Bogen zu uns Deutschen und es ist in vielen Teilen ein wahrer „Eye Opener“, welche Parallelen da ebenfalls deutlich erkennbar sind.
Aufgrund der aktuellsten Ereignisse konnte in dem Buch nicht darauf eingegangen werden, welche Rolle auf die neue Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris zukommt, was diesem Reisebericht aber keinen Abbruch tut.
Ein Sachbuch für Amerikafans wie auch allgemein politisch interessierte Leser mehr denn je in meinen Augen sehr empfehlens- wie auch besonders lesenswert ist.
288 Seiten, Droemer Hardcover Verlag, 24,00 Euro