Wer an Holland denkt, dem fallen bestimmt schnell ein paar Stichworte dazu ein, vielleicht Käse, Windräder oder auch Tulpen. Holland war im 17. Jahrhundert führend im Tulpenhandel und ist dadurch lange sehr wohlhabend gewesen, aber in als das große Tulpenfieber vorbei war, hat es die Existenz vieler wohlhabender Bürger gekostet.
Jörg Kastner’s Roman „Die Tulpe des Bösen“ handelt in Amsterdam, gute dreißig Jahre nach dem Zusammenbruch der Wirtschaft durch den Untergang des Tulpenhandels. Inspektor Katoen bekommt es mit zwei rätselhaften Morden in der Oberschicht der Grachtenstadt zu tun. Die Opfer, beide bekannt als Mitglieder der „Verehrer der Tulpe“, werden brutal niedergestochen und haben das Blatt einer Tulpenblüte in ihrer Hand, eine Sorte, die nicht einmal die bekanntesten Tulpenliebhaber in Amsterdam jemals gesehen haben. Der Amtsrichter von Amsterdam, selbst ein Mitglied der „Verehrer der Tulpe“, beauftragt Katoen mit der Lösung des Falls, bevor weitere wohlhabende Mitglieder der Amsterdamer Oberschicht Opfer des mysteriösen Mörders werden können. Katoen versucht mehr über die unbekannte Blüte in Erfahrung zu bringen und macht dabei die Bekanntschaft von Anna Swalmius und ihrem Vater, der in der Zeit der Tulpenkrise sein gesamtes Vermögen verloren hat. Swalmius, der nach dem Verlust von Hab und Gut ein wahrer Tulpenhasser geworden ist, kann Katoen aber durch sein Wissen ein wenig weiter bringen, auf der Suche nach der ominösen Tulpe. Zu Anna fühlt er sich hingezogen, aber auch Catrjin, die Schwester des Amtsrichter Nicolaas van der Zyl, hat es ihm angetan, was ihm zeitweilig von seinen Ermittlungen ablenkt. Als der bekannte Kartenmacher Joan Blaeu bestohlen wird, bittet er Katoen für ihn als Überbringer des Lösegeldes tätig zu werden. Bei der Übergabe gerät Katoen in einen Hinterhalt und wird von einem maskierten Mann gerettet, und unerwartet kommt ihm der kleine Waisenjunge Felix, den er kurz vor den Morden aus den Händen von brutalen Kupplern gerettet hat, bei dem Wiederfinden der gestohlenen Karten zu Hilfe. Doch je näher er dem Mörder auf die Spur kommt, desto gefährlicher wird der Fall für ihn, vor allem als er erkennen muss, dass der ehrenwerte Amtsrichter seine Finger mit im Spiel hat. Und plötzlich muss Katoen erkennen, dass er vom Jäger zum Gejagten wird.
„Die Tulpe des Bösen“ ist für Freunde historischer Kriminalromane ein interessanter Lesestoff, da er historische Charaktere und Orte eng mit der Handlung verknüpft, was somit den Leseanreiz noch erhöht und auch ohne moderne Kriminaltechnik lässt sich so manches Verbrechen klären, wenn nur Kommissar Zufall mitspielt.
"Die Tulpe des Bösen", Jörg Kastner; 464 Seiten; Verlag Droemer/Knaur; 19,95 Euro.