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Menschenfischer

Zoe Lenz, wohl Deutschlands jüngste Bestatterin, versteht es meisterhaft Verstorbene für ihr Begräbnis herzurichten. Doch auch in der Herstellung von Totenmasken ist sie eine wahre Künstlerin und widmet sich dieser mit Akribie. Als bei Arbeiten im Hunsrücker Wald zwei tote Mädchen gefunden werden, ist ihre Ruhephase schnell vorbei und eine neue Aufgabe erwartet sie. Da die Leichen bereits stark verwest sind, wird sie von der Mainzer Rechtsmedizin um Unterstützung gebeten. Mit einer Gesichtsweichteilrekonstruktion erhofft die Polizei, die Identität der beiden Mädchen zu ermitteln. Die Obduktion bringt allerdings Schreckliches zutage: Die Kinder wurden zu Tode gefoltert und man entdeckt an ihren geschundenen Körpern eine mysteriöse Skarifizierung. Es handelt sich um das christliche Symbol eines Fisches. War hier ein Psychopath oder ein Ritualmörder am Werk? Zu allem Überfluss verschwinden die Leichen aus Zoes Kühlhaus und der Fall wird immer rätselhafter. Seitens der Polizei gibt es keinerlei Spuren. Nach diesem Vorfall macht sich Zoe selbst auf die Suche, ohne zu ahnen, auf welche gefährlichen Spuren sie sich damit begibt.

Helene Henke, 1964 geboren, hat das Schreiben erst nach zwei verschiedenen Berufsausbildungen entdeckt. Mit „Totenmaske“ gelang ihr ein erfolgreiches Debüt um Zoe Lenz und „Menschenfischer“ ist nun das Nachfolgeprodukt bei Droemer. Sie ist verheiratet und lebt mit Mann und zwei Söhnen in Krefeld.

Nicht erst seit der US-amerikanischen Fernseh-Serie „Six Feet Under“ ist das Berufsbild des Bestatters bekannt und sollte etwas nahezu Normales sein. Die Autorin beschreibt absolut detailliert und intensiv dieses Arbeitsfeld und verknüpft es perfekt mit einem kriminaltechnischen Umfeld. Sei es die Herstellung einer Totenmaske oder die Mitarbeit in der Rechtsmedizin, Helene Henke weiß, wovon sie schreibt. All dies wird nun gepaart mit Bezug in die fanatisch-religiöse Sektenszene und ein überaus spannender Kriminalroman nimmt Gestalt und Form an.

Sprachlich flüssig, fachlich versiert und mit einem Schuss Beziehungsproblematik ist ihr auch im zweiten Werk erneut eine fesselnde Geschichte gelungen und ich hoffe, dass Zoe noch so einiges in ihrer Bestatterkarriere erleben wird.

Michael Müller