Star Wars und die Philosophie
Unser Leben wird mehr und mehr von der Popkultur geprägt, insbesondere Filme können unsere Gesellschaft beeinflussen. Hieraus leiten sich Ratgeber und Nachschlagewerke ab, um die dabei entstehenden Universen besser verstehen zu können, die einen solchen Einfluss auf uns haben. Der Gruß aus "Star Trek" "live long and prosper" hat ebenso Einzug in unser Leben genommen wie die Jedi-Formel "Möge die Macht mit Dir sein" aus "Star Wars".
Wie sehr die von George Lucas vor rund 40 Jahren geschaffene Welt rund um Luke Skywalker, Han Solo, Prinzessin Leia, C3PO, R2D2 und Chewbacca das wahre Leben widerspiegelt und wie viele philosophische Anteile in den Filmen verwoben sind, zeigt "Viel zu lernen Du noch hast". In 19 Aufsätzen bekannter und weniger bekannter Wissenschaftler aus der ganzen Welt wird unter anderem beleuchtet, ob der deutsche Philosoph Heidegger ein Sith war, wie der Helden-Mythos in "Star Wars" zu sehen ist, ob Meister Yoda Verfechter der stoischen Philosophie ist, wenn er vor Emotionen warnt, wie weit das fernöstliche Denken Einfluss auf die Weltraum-Saga genommen hat und ob der "Jediismus" als Religion anzusehen ist. Letzteres ist fast schon zu bejahren, nachdem während einer Volksbefragung in Großbritannien und Australien Hundertausende als Religionszugehörigkeit "Jedi-Ritter" angegeben haben. Zur Frage der Religion kommt, dass in der "Star Wars"-Saga Vater und Sohn Skywalker jeweils für den Retter der Galaxie, für einen messiasähnlichen Gesandten der Macht gehalten werden.
In den von George Lucas ersonnenen Geschichten kommen aber auch sehr weltliche Themen auf, die aktueller nicht sein könnten: Da geht es unter anderem um das Aufeinandertreffen unendlich vieler Kulturen, also den sich aufwerfenden Problemen, die ein Zusammenleben dieser Kulturen in einer intergalaktischen Republik mit sich bringen. Ferner wird die Politikform dieser Galaxis, vor allem am Beispiel des Rates der Republik, dargestellt und hinterfragt, wieso es in einer Republik überhaupt eine Königin gibt, wenn auch nur auf Zeit und vom Volk gewählt.
Zusammengetragen und herausgegeben hat diese Sammlung an philosophischen Abhandlungen zu den dringendsten Fragen der Galaxis Catherine Newmark, die als promovierte Philosophin hauptsächlich als Kulturjournalistin für diverse Zeitungen und Zeitschriften arbeitet. Daneben arbeitet sie als Redakteurin beim Deutschlandradio Kultur und am Institut für Philosophie der Freien Universität Berlin. Beim "Philosophie Magazin", in dessen Zusammenarbeit dieses Buch entstanden ist, verantwortet sie die Sonderausgaben.
Dass aus der "Star Wars"-Reihe viel an Lebensweisheiten zu ziehen ist, war schon von Anfang an klar, und so hat es auch niemanden verwundert, als die ersten Sammlungen erschienen, die mit "Alles, was ich für mein Leben brauche, habe ich in 'Star Wars' gelernt" betitelt waren. Eine wissenschaftliche Untersuchung, wie sie nun mit "Viel zu lernen Du noch hast" gab es in der nun vorgelegten Schrift bisher nicht. Wer sich also schon immer dem "Star Wars"-Universum philosophisch nähern wollte und dessen Fragen auch nach dem Besuch der Ausstellung "Star Wars Identities" nicht beantwortet werden konnten, dem sei dieses Buch dringend ans Herz gelegt. Doch auch allen anderen Fans bietet sich mit diesem rund 250 seitigen Büchlein vergnügliche Unterhaltung, die mitunter ganz neue Sichtweisen zu den Filmen aufweist.
256 Seiten, Taschenbuch, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 12,99 Euro.