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Wolfsbeute

Es ist ein Tag vor Heilig Abend und Christine freut sich schon darauf, mit ihrem Freund dessen Eltern zu besuchen. Aber es kommt alles ganz anders. Die Radiomoderatorin Christine Steinmeyer findet in ihrem Briefkasten einen anonymen Brief. In diesem Brief erklärt der Schreiber, dass er Selbstmord begehen werde. Christine ist verwirrt und glaubt, dass der Brief mit Sicherheit nicht für sie bestimmt ist. Er muss im falschen Briefkasten des Wohnhauses gelandet sein. Doch dann meldet sich während ihrer Sendung im Radio ein Anrufer und dieser beschuldigt Christine, dass sie für einen Mord mitverantwortlich wäre. Wenig später wird auch noch in ihre Wohnung eingebrochen und Christine bekommt es doch mit der Angst zu tun. Der Täter hinterlässt eine CD mit Opern-Arien von "Tosca". Was soll das Ganze? Christine kann sich das alles nicht erklären und zweifelt so langsam an ihrem Verstand. Kurz darauf verliert sie auch noch ihren Job als Moderatorin. Sie soll angeblich ein Verhältnis mit der derzeitigen Praktikantin haben und sie belästigt haben. Auch ihr Freund versteht sie nicht mehr und löst die Beziehung mit ihr. Christine weiß nicht, wer ihr Leben so derart durcheinanderbringt, sie hat keine Antwort darauf. Für sie startet gerade die Hölle auf Erden und keiner will mehr an ihre Unschuld glauben. Es beginnt ein Alptraum für sie und es scheint, als ob sich die ganze Welt gegen sie entschieden hat.
Zur gleichen Zeit erhält Kommissar Martin Servaz einen Hotelschlüssel zugesandt. Dieser gehört zum Zimmer 117 des Hotel Wilson in Toulouse. Dort soll sich angeblich vor einigen Jahren eine Künstlerin das Leben genommen haben. Servaz befindet sich gerade nicht im Dienst, sondern im Rehazentrum der Polizei wegen auftretender Depressionen. Er beginnt dennoch auf eigene Faust zu ermitteln und durchlebt dabei furchtbare Geschehen seiner eigenen Vergangenheit.

Bernard Minier, geboren 1960, ist im Südwesten Frankreichs aufgewachsen. Für seine Thriller wurde er mit zahlreichen renommierten Spannungsliteraturpreisen ausgezeichnet. Er ist der einzige Autor, dem der Prix Polar bereits zum zweiten Mal verliehen wurde. Monatelang standen „Schwarzer Schmetterling „ und „ Kindertotenlied“ auf den französischen wie deutschen Bestsellerlisten. Der Autor lebt mit seiner Familie in der Nähe von Paris.

Dieser Thriller bietet Hochspannung pur. Ein packender Fall, feinsinnig inszeniert mit einer absolut spannenden Story. Eine extrem dichte und bildhafte Handlung sowie psychologisch interessante Herangehensweise haben mich fasziniert und das Buch kaum aus der Hand legen lassen.
Stalking und noch viel mehr, Intrige, Zerstörung von Vertrauen von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter und der Ausweg der Selbstbehauptung, nicht zur Wolfsbeute zu werden, sind der Handlungsrahmen, in dem der Autor seine Hauptdarsteller agieren lässt. So hat auch Martin Servaz alle Hände voll zu tun, die Beziehungsgeflechte, Finten und Irrwege aufzuspüren und aufzulösen und der Leser in gleicher Weise mit ihm. Dadurch sind die 640 Seiten ein Genuss, von Langeweile oder gar langatmigen Sequenzen keine Spur.

Von meiner Seite aus für alle Krimi- und Minierfans wärmstens zu empfehlen.

Andrea Müller