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SimCity

Es zeigt sich immer wieder, dass die besten Ideen für Computer-Spiele in den 80er Jahren entstanden sind. Eines der genialsten Beispiele ist das süchtig machende „SimCity“, das nun nach 24 Jahren einen neuen Anstrich erhalten hat. Im Vergleich zu seinem zehn Jahre alten Vorgänger ist das neue Werk nun in echtem und sehr detailreichen 3D zu haben. Wie seit dem ersten Spiel genügt es, Gelände zum Bau auszuweisen, sei es für Wohn- oder Ladeneinheiten oder auch für die Industrie. Kaum gesetzt und mit ausreichend Energie und Wasser versorgt, beginnt der Bau. Je wohler sich die Einwohner fühlen, umso mehr werden es und umso größer und schöner werden die Gebäude. Zusätzlich sollte an das weitere Wohl der Sims gedacht werden, am besten in Form von Parks, Unterhaltung, Sicherheit durch Polizei und Feuerwehr und medizinische Versorgung. Wer auf mehr Schutz wert legt, der kann seiner Stadt die „Superhelden-Zentrale“ schenken, damit MaxisMan die Bösewichter dieser Welt dingfest machen kann.

Hier klicken zum Vergrößern „SimCity“ ist einfach rundherum schön anzusehen, es macht Spaß, seinen Sims mit und ohne Autos zuzusehen, neue Gebäude, Techniken und Möglichkeiten zu entdecken und dabei komplett die Zeit zu vergessen. Trotz der Details benötigt man für „SimCity“ keinen Computer-Boliden, um es vernünftig spielen zu können, und das macht das Spiel nur noch sympatischer. Wem die zugegeben relativ kleinen Spielkarten nicht ausreichen, um dich mit seiner Stadt richtig auszuleben, der kann auch Bürgermeister einer weiteren Stadt werden – zusätzlich zur ersten Stadt. Handel und Abkommen mit Stadtnachbarn sind ebenso möglich wie die Spezialisierung seiner Stadt auf Handel, Glückspiel, Kultur oder Wirtschaft. Gerade im Bereich der Kultur gibt es diverse Erweiterungspakete (in der „Limited Edition“ sind diese bereits enthalten), um lokale Wahrzeichen zu bauen, genügend Geld vorausgesetzt. So stehen neben dem Empire State Building und der Oper von Sydney auch der Eiffelturm, der Kölner Dom, der Kreml oder das Brandenburger Tor zur Verfügung, die alle samt möglichst zahlreiche Touristen anlocken sollen. Interessant dabei ist, wieso ausgerechnet der „Transrapid“ als deutscher Bonus in dieser Reihe zu finden ist, nachdem dieser nie in Deutschland gebaut wurde. Reine Luxus-Städte zu bauen ist aber nicht zielführend, weil alle Bevölkerungsschichten zum Leben gehören und gebraucht werden. Egal ob Einwohner der Ober- oder Unterschicht, sie können in ihrer eigenen Sims-Sprache, insbesondere in lautstarken Protesten vor dem Rathaus, sehr deutlich machen, was sie sich wünschen und was ihnen gar nicht gefällt, also Vorsicht mit unbedachten Entscheidungen oder Experimenten!

Hier klicken zum Vergrößern Alles in allem ein grandioses Spiel? Nicht ganz. Seit dem Release am 07.03.2013 toben Spieler aus der ganzen Welt, dass das Spiel schlichtweg unspielbar ist, weil es einem Online-Zwang unterliegt, die Server aber nicht erreichbar waren. Zum Spielstart standen weltweit gerade mal vier Server zur Auswahl, zum ersten Spiel-Wochenende waren es nach zahlreichen Protesten immerhin schon zwölf. Inzwischen sind es einige mehr geworden, die ein Spielen inzwischen zu fast allen Tageszeiten ermöglichen sollen. Nicht ganz nachzuvollziehen war auch die Installation: nach einem Download und der Installation des Spiels führte „SimCity“ zunächst einen aufwändigen Update durch, der über eine Stunde dauerte. Wieso also nicht gleich die aktuellen Dateien zum Download anbieten? Bewertungen auf Online-Plattformen zeugen von vernichtenden Urteilen der sehr treuen „SimCity“-Spielgemeinde, für die es schlichtweg nicht nachvollziehbar war, wieso der enorme Ansturm auf das lange herbeigesehnte Spiel derart unterschätzt wurde. Da klingt die Stellungnahme des Herstellers, man hätte nicht mit so vielen Spielern gerechnet, wie Hohn. Vor allem, nachdem die Vorbestellungen weltweit seit Wochen enorm waren. Eine offizielle Begründung für den Online-Zwang soll die von treuen Fans geforderte Multiplayer-Möglichkeit sein, doch auch im Einzelspieler-Modus muss man an das Internet angebunden sein. Ein anderer Grund soll die Spielfähigkeit sein, dass viele Teile von „SimCity“ auf der Cloud des Herstellers liegen, um schwachbrüstigen Computern ein flüssiges Spielen zu ermöglichen. Wahrscheinlich liegt der eigentlich Grund, neben den genannten und nachvollziehbaren Gründen, darin, dass der Spiele-Piraterie ein Riegel durch die Zwangs-Registrierung vorgeschoben werden soll. Ob das klappt, wird sich zeigen.

„SimCity“ ist inzwischen derart komplex geworden, dass manche Schritte nur schwer oder gar nicht nachzuvollziehen sind. Hilfe in Form eines Handbuchs sucht man vergeblich, da die Online-Anleitung gerade mal die ersten grundlegenden Schritte erklärt. Das anfängliche Tutorial ist ganz hilfreich, muss aber bei jedem Start ertragen werden, wenn man sich auf einem neuen Server anmeldet. Die eigenen Spiele liegen dann auch auf dem Server, auf dem man zuletzt gespielt hat. Muss man sich wegen Überfüllung an einem anderen Server anmelden, beginnt man sein Spiel von vorne, aber in einer anderen Region. Wenn das Spiel erst einmal läuft, kommen schnell Erinnerungen an die frühen Versionen auf, gepaart mit der Freude an der neuen herausragenden Grafik und den tollen Einfällen der Programmierer. Es macht einfach Freude, seiner wachsenden Stadt zuzusehen und auch bei einem Rockkonzert in der städtischen Messehalle zuzuhören, inklusive dem anschließenden Verkehrschaos, wenn die Zuschauer mit ihren Autos wieder nach Hause fahren wollen.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Anfangsschwierigkeiten schnell behoben sein werden, damit jeder in den Genuss kommt, Bürgermeister zu werden!

Pascal May