Die Zusammenarbeit zwischen Regisseur Steven Spielberg und Schauspieler Tom Hanks ist nahezu legendär. Ergebnis ihrer neuesten, der bereits fünften, Kollaboration ist "Bridge of Spies - Der Unterhändler", der für sechs Oscars nominiert war. Doch allein schon die starke Geschichte aus dem kalten Krieg und die Top-Besetzung machen diesen Film mehr als sehenswert.
James B. Donovan ist Versicherungsanwalt in den USA im Jahre 1957. Er liebt seinen Beruf, steht voll hinter der Verfassung der Vereinigten Staaten und ist Anwalt durch und durch.
Nachdem der russische Spion Rudolf Abel in Brooklyn gefasst wird, überträgt man Donovan die Verteidigung Abels. Die US-Regierung möchte damit demonstrieren, dass selbst ein russischer Spion einen fairen Prozess erhält. Donovan ist sich im Klaren darüber, dass er und seine Familie vielen Anfeindungen aus der US-Bevölkerung ausgesetzt sein werden. In einem schnellen Show-Prozess wird Abel zu einer Gefängnisstrafe von 30 Jahren verurteilt, obwohl ihn die Bevölkerung lieber tot gesehen hätte.
Im Jahr 1960 stürzt der US-amerikanische Pilot Gary Powers, der im Auftrag der CIA fliegt, mit seinem U2-Aufklärungsflugzeug über der UdSSR ab. Auch ihm wird der Prozess gemacht, wobei er zu 10 Jahren verurteilt wird; die ersten drei im Gefängnis, der Rest in einem Arbeitslager.
1961 soll Donovan im Auftrag der CIA im gerade durch die neu errichtete Mauer abgeschirmten Ost-Berlin zwischen den USA und der UdSSR verhandeln, um einen Austausch zwischen den beiden Spionen Abel und Powers zu erreichen. Als Donovan in Berlin eintrifft, wird der amerikanische Student Frederic Pryor in Ost-Berlin festgenommen. Nun verhandelt der amerikanische Anwalt dafür, zwei Amerikaner gegen einen Russen auszutauschen.
"Bridge of Spies" liegt auf DVD in der deutschen, italienischen und englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras gibt es das halbstündige Special "A Case of Cold War: Bridge of Spies" mit Hintergrundinformationen über die echten Protagonisten und den Entstehungsprozess des Films.
Erneut drehte das ehemalige Regie-Wunderkind Steven Spielberg mit seinem Lieblings-Hauptdarsteller Tom Hanks einen auf wahren Begebenheiten basierenden Film. "Bridge of Spies - Der Unterhändler" wurde in deutsch-amerikanischer Ko-Produktion im Studio Babelsberg, in Potsdam und Berlin gedreht. Selbst die Bundeskanzlerin Angela Merkel überzeugte sich während der Dreharbeiten von der historischen Richtigkeit der Szenerie.
Viele Rollen wurden mit deutschen Schauspielern besetzt, darunter Sebastian Koch und Burghart Klaußner. Das Drehbuch stammt überraschender Weise unter anderem von den Coen-Brüdern Ethan und Joel, die bisher eher wegen ihrer durchgedrehten Filme bekannt waren. Sie haben es aber geschafft, die Charakterzüge von Tom Hanks auf die Rolle des James B. Donovan zu übertragen und ihm so eine maßgeschneiderte Rolle zu schreiben.
Auch bei "Bridge of Spies - Der Unterhändler" lässt sich Steven Spielberg Zeit in der Vorstellung seiner Figuren und ihrer Geschichte. So wird in den ersten zehn Minuten überhaupt nicht geredet, während das FBI gegen Rudolf Abel ermittelt. Die Figur des Anwalts Donovan wird als Vollblutanwalt gezeigt, der es genießt, sich auf Details einzuschießen, und dies auch in den Austausch-Verhandlungen auslebt.
Die Figuren werden überzeugend gespielt, die Handlung ist hoch dramatisch, doch sollten sich die Zuschauer auf über zwei Stunden Dialog-Film einstellen.
"Bridge of Spies - Der Unterhändler" ist ein hochkarätig gemachter und besetzter Film, der durch die Erzählung der Agenten-Tätigkeit in Ost und West einen wichtigen Teil in der Geschichte des Kalten Krieges aufzeigt.
Trotz sechs Oscar-Nominierungen hat der Film nur eine Auszeichnung für den besten männlichen Nebendarsteller einheimsen können, die absolut gerechtfertigt ist. Verdient hätte er wohl mehr, doch scheint das Interesse der US-Kinoindustrie und der dortigen Kinogänger an diesem Thema eher übersichtlich gewesen zu sein. Doch ein Spielberg-Film lohnt sich immer, und dieser hier ganz besonders!
USA/D 2015, 137 Minuten
mit Tom Hanks, Mark Rylance