Gute Krimi-Unterhaltung hat im französischen Fernsehen eine sehr lange Tradition, allein "Belphégor", "Maigret" und "Fantomas" sind drei der bekanntesten Beispiele, die das deutsche Fernsehen importiert hat. Diese Tradition setzt sich bis heute fort, und auch heutzutage fehlt nicht die gewisse Leichtigkeit, das savoir vivre, in den Fernsehserien aus dem Nachbarland. Zwar schon 2013 produziert aber jetzt erst in Deutschland angekommen ist "Candice Renoir", ein weiteres Beispiel für sehr gut gemachte Fernsehunterhaltung.
In der südfranzösischen Küstenstadt Sète hat die Polizei-Kommandatin Candice Renoir ihre Arbeit aufgenommen, nachdem sie ihre zehnjährige Auszeit beendet hatte. In dieser Zeit ist sie mit ihrem Ehemann Laurent rund um den Globus gezogen, damit er seine Karriere machen konnte. Inzwischen hat sich die Polizisten von ihrem untreuen Ehemann getrennt, und Candice arbeitet nun im Morddezernat. Frisch aus Singapur zurück gekehrt, lebt sie nun mit ihren vier Kindern Emma, Jules und den Zwillingen Martin und Léo am Mittelmeer. Um ihr Familienleben einiger Maßen in geordnete Bahnen bringen zu können, hilft ihr das Au-pair Mädchen Laurette und auch ihr Nachbar Hervé kümmert sich um Kinder und bald auch um deren Mutter.
Einfach hat sie es nicht, sich in ihrem neuen Team zu behaupten. Gleich der erste Tag im Dienst wird zur Katastrophe, der schon mit der falschen Kleidung beginnt, ihre neuen Kollegen sehen zunächst nur eine "Polizei-Barbie" in ihr, die in Pumps an den Tatort am Strand kommt, und vor allem ihre eher unorthodoxen Befragungen belächeln. Vor allem mit Antoine Dumas hat sie zunächst ihre Probleme, dem die Teamführung versprochen wurde, doch letztendlich Candice vor die Nase gesetzt wurde. Ihr Team führt sie manchmal so wie ihre Kinder, doch kommt sie in ihren teils ungewöhnlichen Ermittlungen schnell zum Erfolg. Die Arbeit hält sie auf Trab, seien es nun Leichen, die am Strand, auf der Müllhalde oder vor einem Hotel gefunden werden, die Ermittlungen gestalten sich meist auf den ersten Blick schwierig, doch mit unkonventionellen Methoden kommt Candice an ihr Ziel, wobei ihr meist der untrügerische Blick einer Mutter und Hausfrau hilft. Mit der neuen Ermittlungstechnik, die in ihrer Abwesenheit eingeführt wurde, kann Candice jedoch nicht viel anfangen und überlässt die lieber ihren Kollegen. Doch dieser charmanten, wenn auch etwas chaotischen Chefin kann man nichts übel nehmen.
Die TV-Serie mit acht Folgen liegt in der deutschen und französischen Sprachfassung (Dolby Digital 2.0) vor. Bonus-Material gibt es gar keines.
Das französische Fernsehen hat bereits die vierte Staffel von "Candice Renoir" in Auftrag gegeben, da startet in Deutschland gerade mal die erste Staffel beim Spartensender zdf_neo. Zum Glück gibt es die komplette erste Staffel nun auf DVD, so dass man sich die acht Geschichten der unkonventionellen Ermittlerin Candice am Stück ansehen kann. Die Figuren sind sehr sympathisch beschrieben, die familienorientierte Polizistin ist überaus charmant, die Drehbücher freundlich-fröhlich verfasst und stets abwechslungsreich umgesetzt, und das Flair der Stadt am Mittelmeer lässt die Zuschauer mit einem tiefen Seufzer richtig in die teils verzwickten Ermittlungen eintauchen. So macht es rundherum Spaß, Madame la Commandante bei ihren Ermittlungen zu begleiten, zumal die Fälle im Laufe der Ermittlungen gerne mal überraschende Wendungen nehmen, die vorher nicht abzusehen sind. Die acht Folgen zu jeweils 50 Minuten, die auf drei DVDs gefasst sind, vergehen wie im Flug, so dass man sich gleich nach der letzten Episode schon auf die nächsten Fälle freut. Aber auch da ist Abhilfe in Sicht, denn die zweite Staffel erscheint bereits am 01.04.2016 auf DVD, und auch danach wird es noch mindestens bis Staffel vier weiter gehen. Hoffentlich bald!
"Candice Renoir" hebt sich vom üblichen seichten Krimi-Allerlei ab und bietet feinste Fernseh-Unterhaltung aus Frankreich, die auf hohem Niveau umgesetzt wurde!
F 2013, 416 Minuten
mit Cécile Bois, Samira Lachhab