Kaum zu glauben, aber so eine Pandemie kann auch ihre guten Seiten haben. Dadurch, dass die Kinos geschlossen bleiben und somit keine Blockbuster starten können, erfreuen sich kleine Filme derzeit großer Beliebtheit. Da durch den Filmstopp großer Produktionen auch kaum neue Titel für das Heimkino erscheinen, sind die kleinen Filme nun einfacher zu finden. Darunter ist unter anderem "Dark Justice - Du entscheidest!".
Jake De Long ist einer der besten Programmierer der Welt, der aufgrund seiner Angriffe auf große Unternehmen weltweit gesucht wird. In einem verlassenen Lagerhaus in Luxemburg arbeitet er an einer geheimen Website, die demnächst live gehen soll. Doch die Polizei sitzt ihm im Nacken und steht kurz davor, sein Versteck zu stürmen. Es gelingt ihm zu entkommen und nach Kanada zurückzufliegen, wo seine Kollegin Valérie auf ihn wartet, um ihre eigentliche Lebensmission zu erfüllen: die Entführung von vier global einflussreichen Persönlichkeiten. Das Ziel ist es, sie dazu zu bringen, ihre bisherigen Umweltsünden vor einer Kamera zu gestehen, während sie live über Jakes Website im Internet übertragen werden. Die Zuschauer sollen daraufhin entscheiden, ob sie schuldig oder wirklich unschuldig sind.
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und englischen Sprachfassung (DTS-HD MA 5.1) vor. Extras gibt es keine.
Weltweit begehen Unternehmen und Regierungen Verbrechen oder nehmen zumindest Verbrechen in Kauf, die die Zerstörung des Lebensraums mit sich bringen. Ist es also ein Verbrechen, wenn diese verurteilt werden?
Das ist die brisante Frage in diesem Thriller, der letzten Regiearbeit des 2019 verstorbenen luxemburgischen Regisseurs Pol Cruchten. Die Hauptrollen sind mit Pascale Bussières, Désirée Nosbusch sowie Martin McCann hochkarätig besetzt.
Das Drehbuch bietet in "Dark Justice - Du entscheidest!" nicht wirklich viel Neues. Viele der dargestellten Punkte wurden der Realität entliehen, und unter anderem dem Schweizer Großunternehmen Nestlé vorgeworfen. Zudem sind die Themen nicht erst seit Greta Thunberg und der Fridays For Future-Bewegung brisant. Bereits in den 1980er Jahren gingen zumeist junge Menschen auf die Straßen, und wollten ihre radikalen Ideen umgesetzt sehen.
In diesem Film wird diese Radikalität einfach nur fortgeführt und online gesetzt: Radikale Cyberaktivisten nehmen vier Persönlichkeiten, Unternehmer wie auch Politiker, gefangen und wollen sie so zu Geständnissen ihrer Verbrechen zwingen. So wollen sie den Untergang der Welt schützen. Doch diese radikale Idee hinkt an vielen Stellen. Zum Einen wird hier ein Verbrechen begangen, nämlich die Entführung und Nötigung vierer Personen nach einem Einbruch in ein Privatgebäude, um mutmaßliche Verbrechen aufzudecken. Moralisch gesehen ein höchst schwieriger Vorgang, der durch nichts gerechtfertigt wird. Es bringt weder Umwelt noch Gesellschaft etwas, wenn sich alle radikalisieren und auf ihrem Standpunkt, zur Not auch mit Gewalt, beharren.
Die grunddemokratische Idee, zufällig ausgewählte Menschen über das Schicksal dieser vier Personen entscheiden zu lassen, macht die Sache auch nicht besser.
Es bleibt ein Verbrechen einer radikalen Gruppierung, die damit im besten Fall nur eines erreichen kann: dass über die Themen, die ihnen am Herzen liegen, geredet und berichtet wird. Dass diese Ideen auch unter Anwendung von Gewalt durchgesetzt werden sollen, ist hier die falsche Botschaft, die der Film sendet.
Darüber hinaus verheddert sich die Story auch zu sehr in komplizierten Unternehmensverflechtungen, die aufgezeigt werden, vermutlich um alle vier Beteiligten entsprechend einbinden zu können.
Am Ende bleibt ein mäßig spannender Film zurück, dessen Grundidee man radikalen Teenagern verziehen hätte, aber als internationale Produktion nicht viel taugt. Da helfen auch die großartigen Darsteller nicht, diesen Film zu retten.
LUX/CA 2018, 87 Minuten
mit Pascale Bussières, Désirée Nosbusch, Martin McCann