Die Geschichte von David gegen Goliath begeistert seit Jahrtausenden die Menschen. Wenn sich der Kleine gegen den Großen durchsetzen kann, ihn am Ende gar bekämpft, gibt die Geschichte ja auch Hoffnung, dass man auch von „ganz unten“ etwas verändern kann. Immer wieder gibt es sogar reale Beispiele, und eine davon ist die von „Dumb Money – Schnelles Geld“, die nun auf DVD und BluRay vorliegt.
2021 hat Corona die Welt im Griff, das Leben spielt sich vor allem in den eigenen vier Wänden ab. Zeit und Gelegenheit, sich im Internet zu vergnügen, neue Dinge zu lernen oder einen YouTube-Kanal zu betreiben. Einer von ihnen ist Keith Gill, der unter den Pseudonymen DeepFuckingValue und Roaring Kitty ein paar Follower versammelt. Dem jungen Wertpapierhändler gefallen vor allem sogenannte „Penny Stock“, Aktien von geringem Wert. Besonders die Aktie von „GameStop“ hat es ihm angetan, einem Unternehmen für Computerspiele und dessen Zubehör, das hoch verschuldet ist und Verluste einfährt. Nachdem er die Aktie und das Unternehmen genau unter die Lupe genommen hat, empfiehlt er seinen Followern bei YouTube und in seinem Forum bei Reddit deren Kauf. Anfangs belächelt, finden sich immer mehr Anhänger, die Keiths Rat folgen und Aktien von „GameStop“ kaufen. Die großen Investment-Firmen haben auf den Fall der Aktie gewettet, das heißt, dass sie daran verdienen, wenn der Wert fällt. Doch der Kurs steigt immer weiter, weil immer mehr kleine Investoren ihre Chance auf einen großen Gewinn sehen und mit allem Geld, das sie haben, einsteigen. Als der Wert der Aktie von zunächst 3,48 Dollar auf über 100 Dollar steigt, werden die Hedge Fonds nervös, weil sie deswegen schon Milliarden Dollar verloren haben. Und die Aktie steigt immer weiter, so dass sich der Wert von Keiths Aktien vorübergehend auf über 50 Millionen Dollar steigert. Nun ist die Börsenwelt in großer Aufregung, von Kleinanlegern, die institutionelle Investoren gerne als „dumb money“ (dummes Geld“) bezeichnen, in die Knie gezwungen. Doch hält der Hype und wieso schaltet sich plötzlich das House Financial Services Committee ein?
Der Film liegt auf DVD in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor, Extras gibt es keine.
Geschichten aus dem Leben haben immer einen besonderen Reiz, wenn dann noch „kleine Leute“ ganze Investment-Riesen zum Wanken bringen, noch viel mehr. Der Hype um die „GameStop“-Aktie ist tatsächlich so im Januar 2021 passiert, und fand durch die Nachrichtenarmut der Pandemie große Aufmerksamkeit, aber auch dadurch, dass kleine Investoren plötzlich zu Millionären wurden. Keith Gill hat immer wieder betont, dass er mit seinem Blog und seinen Videos keine Investment-Beratung vorgenommen hat, sondern lediglich festgestellt hat, dass er die Aktie unterbewertet fand, und die einfach mochte.
Die Geschichte war so gut, dass sie mit anderen Aktien wiederholt wurde, nur nicht von Keith Gill, dessen „GameStop“-Aktien am Ende rund 34 Millionen Dollar wert waren. Wertpapiere von „AMC Theatres“, einer US-amerikanischen Kinokette, wurde in Internet-Foren ebenso von Kleinanlegern groß gemacht, wenn auch etwas nachhaltiger als bei „GameStop“. Dennoch wurden auch mit dieser Aktie viele Privatleute, die nur ihr Vermögen etwas aufbessern wollten, zu Millionären.
Durch die „GameStop“-Geschichte, die in allen Börsen-Nachrichten auf der ganzen Welt gefeiert wurde, hat Keith Gill erreicht, dass große Finanzfirmen weniger auf fallende Kurse wetten und sich vermehrt in Foren von Kleinanlegern umsehen, weil sie verstanden haben, dass es sich eben doch nicht nur um „dummes Geld“ handelt.
Der Film „Dumb Money – Schnelles Geld“ (wieso so ein gestelzter Titel, der dazu noch falsch übersetzt ist?) ist bis in die kleinsten Nebenrollen großartig besetzt, vor allem aber glänzt Paul Dano in der Rolle von Keith Gill, Shailene Woodley spielt seine Ehefrau Caroline, Pete Davidson Keiths Bruder Kevin. Dazu sind Seth Rogen, Clancy Brown, Vincent D'Onofrio, Nick Offerman und America Ferrera zu sehen.
Das Drehbuch basiert auf dem Buch „The Antisocial Network: The GameStop Short Squeeze and the Ragtag Group of Amateur Traders That Brought Wall Street to Its Knees“ von Ben Mezrich, der auch schon die Vorlage zum Film „The Social Network“ geschrieben hat. Regie führte der Australier Craig Gillespie, der zuvor „I, Tonya“ und „Cruella“ inszeniert hat.
„Dumb Money – Schnelles Geld“ ist ein Feel Good-Movie, in dem man die ganze Zeit mit den Kleinanlegern mitfiebert, auch wenn man weiß, wie die Geschichte ausgeht, und macht damit einfach rundum Spaß. Die vielen Katzen-Shirts und Mützen hätte es nicht gebraucht, aber allein schon durch die großartige Besetzung will man diesen Film einfach sehen. Von Paul Dano werden wir bestimmt noch viel sehen, da er nicht erst seit „The Fabelmans“ zu den großen jungen Darstellern gehört.
Selbst wer keine Ahnung von der Börse hat, wird an diesem Film seine Freude haben, denn dem David-gegen-Goliath-Spiel zuzusehen ist einfach zu köstlich, und bietet einen schönen Heimkino-Abend bei Popcorn und kühlen Getränken.
USA 2023, 105 Minuten
mit Paul Dano, Shailene Woodley, Seth Rogen