Eine deutsche Komödie ums Altwerden, was kann da schon schief gehen? Wenn die Darstellerriege dann noch hochkarätig besetzt wird, und der Regisseur wie auch der Drehbuchautor Profis der komödiantischen Unterhaltung ist, eigentlich nicht viel. Diese Kombination hat sich für den Spielfilm "Enkel für Anfänger" zusammengefunden, der nun auch für das Heimkino vorliegt.
Was passiert, wenn man alt wird, und keine Ziele mehr hat? Dann kann man sich noch immer um die Enkel kümmern. Und was, wenn man keine Kinder und damit auch keine Enkel hat? Dann bieten sich noch immer Möglichkeiten, sich um fremde Kinder zu kümmern. So zunächst der Plan, der nicht immer so einfach umzusetzen ist. Karin und Harald sind seit Jahren im Ruhestand, doch ganz so ruhig hatte sich Karin ihre Zeit nicht vorgestellt. Ihren gemeinsamen Plan, nach Neuseeland zu fliegen, verfolgt Gatte Harald nicht wirklich, und findet immer nur Ausreden, um nicht in die Ferne reisen und seine Modelleisenbahn ("Das ist eine Lok! Eisenbahn bezeichnet das gesamte Verkehrssystem") alleine lassen zu müssen. Haralds Schwester Philippa hingegen war schon immer laut und flippig, und lebt auch im Alter als Hippie in einem Wohnwagen in einer Camping-Kommune. Gerhard, ein Freund aus Karins Jugendtagen, betrauert auch nach zwei Jahren noch den Tod seines Mannes wie auch seines Hundes, wobei er letzteren hat ausstopfen lassen, damit er sich nicht so alleine fühlt.
Philippa hat keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter, doch lässt sich gerne als Ersatz-Oma einsetzen. Durch entsprechende Vermittlung einer Agentur kümmert sie sich um Kinder berufstätiger Eltern, setzt die Erwartungen der Helikopter-Eltern meist nicht um und hat mit den Kindern lieber Spaß. Davon angesteckt lässt sich auch Karin vermitteln, um wieder Leben in ihren viel zu ruhigen Ruhestand zu bringen. Gerhard reißt sie einfach mit, und so kümmert sich das Rentner-Trio nun um Leonie, Jannik und Viktor, wodurch sie aus ihrem eigenen, egoistischen Leben gerissen werden.
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen Sprachfassung (Dolby DTS-HD MA 5.1) vor. An Extras finden sich auf der blauen Scheibe neben einem Making of und Character-Clips auch ein kurzes Behind the Scenes.
Maren Kroymann, Barbara Sukowa, Heiner Lauterbach, Günter Maria Halmer, Dominic Raacke, Lavinia Wilson, Palina Rojinski, Paula Kalenberg. Für "Enkel für Anfänger" wurde annähernd das who-is-who komödiantischer Schauspielkunst engagiert. Regie führte Wolfgang Groos, der vor allem durch seine Kinder- und Jugendfilme bekannt ist, und auch mehrere Folgen der TV-Serie "Pastewka" inszenierte. Das Drehbuch schrieb Robert Löhr, dessen Fernseh-Arbeit unter anderem mit dem Deutschen Comedypreis geehrt wurde. Trotz dieses Gesamtpakets kann diese Generationen-Komödie nicht richtig zünden, vielleicht hat man sich auch zu sehr darauf verlassen, dass mit solch einem Aufgebot nichts passieren kann.
Maren Kroymann, die in einem Interview verraten hat, dass sie lieber die flippige Philippa gespielt hätte, gibt die brave Karin, die versucht, aus ihrer langweiligen Ehe auszubrechen, um noch einmal richtig zu leben. Der quirlige Jannik gibt einige Impulse dazu, reißt die Rentnerin aber nicht wirklich mit, da die sich mehr um den Vater ihres Teilzeit-Enkels kümmert. Die Fassbender-Mimin Barbara Sukowa verfällt mit ihrer Philippa zu sehr ins Hippie-Klischee, zumindest darin, was man sich heutzutage darunter vorstellt. Heiner Lauterbach verkommt in diesem rüstigen Trio als schwuler Arzt Gerhard eher zum Stichwortgeber, denn nach anfänglicher Stärke flacht seine Figur immer mehr ab. Die drei Kinder sind die eigentlichen Stars dieser Komödie, doch finden sie im Drehbuch zu wenig Platz, um richtig agieren zu können, und so bleiben ihre Rollen sehr vorhersehbar.
Netter Gag am Rande: Jannik, gespielt vom Kerkeling-Darsteller Julius Weckauf, tippt auf dem "Computer mit eingebautem Drucker" die Worte "Ich bin dann mal..." ein, die ersten Worte des Titels des Erfolgs-Romans von Hape Kerkeling.
Die meistens Gags aus dem Film wurden alle schon im Trailer verbraten, und viel mehr lustige Szenen bietet "Enkel für Anfänger" nicht, und so bleibt der Streifen nur leichte Unterhaltung mit übersichtlich vielen komischen Momenten, die vor sich hin plätschert. Doch allein, um sich die großartigen Darsteller anzusehen, lohnt sich der Film. Sehr erfrischend und daher unbedingt zu erwähnen ist, dass "Enkel für Anfänger" nicht, wie inzwischen fast alle Komödien, in Berlin, sondern in Essen spielt, und man so endlich andere Schnittbilder zu sehen bekommt.
Wer einen echten Kracher mit hoher Gag-Dichte sucht, wird hier nicht fündig, aber für einen gemütlichen Filmabend eignet sich der Film ganz ausgezeichnet.
D 2020, 104 Minuten
mit Maren Kroymann, Barbara Sukowa, Heiner Lauterbach, Günter Maria Halmer