Plötzlich gab es einen riesigen, weltweiten Hype um die Bücher. Zunächst waren die Geschichten Fan-Fiction auf die "Twilight"-Reihe, dann mit geänderten Namen nur als eBooks verfügbar. Später wurden die Geschichten von einem Kleinstverlag auf den Markt gebracht, bis durch Mundpropaganda der Leserinnen die Nachfrage so groß wurde, dass die kaum noch befriedigt werden konnte; selbst große Verlage hatten Schweirigkeiten, mit der Auslieferung nachzukommen. "Fifty Shades Of Grey" wurde zu einem weltweiten Phänomen, und so war es nur eine Frage der Zeit, wann die Geschichte um den erfolgreichen Geschäftsmann mit den absonderlichen Fantasien und der jungfräulichen Studentin verfilmt würde. Der Kinostart wurde monatelang heiß erwartet, die Vorverkäufe der Kinotickets nahm ungekannte Formen an und startete bereits Monate vor der Premiere, und so verwundert es nicht, dass der Film zum weltweit synchronisierten Start in manchen Kinos nahezu rund um die Uhr lief, um die Nachfrage der zumeist weiblichen Kundschaft decken zu können. Nun ist Teil eins der erotischen Trilogie auch für das Heimkino erhältlich, und das sogar in einer erweiterten Fassung.
Die 21-järhige Studentin der englischen Literatur Anastasia Steele springt kurzfristig für ihre erkrenkte Freundin und Mitbewohnerin ein, die ein Interview für die Studentenzeitschrift mit dem erfolgreichen 27-jährigen Jung-Milliardär Christian Grey wollte. Anastasia ist sofort von dem charismatischen Business-Mann angetan, auch wenn sie ihn zunächst arrogant findet, dieser fühlt sich von der jungen Studentin angezogen. Grey arrangiert es, dass er Anastasia, genannt Ana, immer wieder begegnet, so auch in einem Baumarkt, in dem die Studentin jobbt, und sie ihm Kabelbinder, Klebeband und Seil verkauft, in der Annahme, dass der Business-Mann renovieren möchte. Bevor Grey zum ersten Mal Sex mit Ana hat, möchte er, dass sie eine Verschwiegenheitserklärung unterschreibt. Sie ist noch Jungfrau und versteht nicht ganz, was das alles soll, bis sie dahinter kommt, dass Christian ihre romantischen Vorstellungen nicht zu teilen vermag. Da trifft die hoffnungslos romantische Ana auf den gefühlskalten und arroganten Geschäftsmann, und beide fühlen sich magisch zueinander angezogen. Ana hofft, etwas Liebe und Romantik in die kalte Welt von Christian bringen zu können, der aber nur in seinem Spielzimmer Freude empfinden kann.
Der Film liegt auf DVD in der deutschen und der englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. Extras gibt es keine, nur kann man zwischen der Kinoversion und einer bisher unveröffentlichten, drei Minuten längeren Filmversion auswählen.
Der Film hält, was die erfolgreiche Trilogie von E. L. James verspricht: Endlich bekommt man die Gesichter der Protagonisten zu sehen und erlebt, was man sich bisher nur vorstellen musste. Nach Ankündigung der Verfilmung kursierten zahlreiche Namen für die Regie und die beiden Hauptdarsteller, öffentlich gab es heiße und leidenschaftliche Diskussionen darum, wer Christian Grey und Anastasia Steele spielen dürfte. So einigte man sich schließlich auf die eher unbekannten Darsteller, Jamie Dornan wurde Grey, Dakota Johnson wurde Steele.
Im Film, der seine Weltpremiere während der diesjährigen Filmfestspiele in Berlin feierte und ausgerechnet zum Valentinstag in die Kinos kam, wird Christian Grey herrlich glatt, unnahbar und arrogant gezeigt, er hat eine Variation an grauen und dunklen Anzügen im Ankleidezimmer hängen, dazu nur weiße Hemden, und seine Assistentinnen im Büro dürfen ausschließlich in grauen Kostümen auftreten. Die romantische und unbedarfte Ana kommt farbenfroh-altmodisch daher, trägt Blümchen-Blusen und fährt einen alten VW Käfer, erliegt der Faszination von Grey und gibt sich ihm vollkommen hin. Sie genießt ein neues Leben einer jungen Prinzessin an der Seite des Milliardärs, die mit dem Hubschrauber und der First Class im Flugzeug fliegen darf, die ihren alten VW Käfer gegen ein neues rotes Auto eingetauscht bekommt, und sich dafür lediglich ihrem neuen Meister unterwerfen muss. Vertraglich geregelt, was geht und was nicht.
Nach 36 Minuten dürfen die "Fifty Shades"-Fans zum ersten Mal das Spielzimmer von Mister Grey sehen, bei Minute 80 geht es dort zum ersten Mal richtig zur Sache, wobei das Spiel eher angedeutet wird, die Kameraeinstellungen bleiben züchtig und das Spiel dauert nur sieben Minuten.
Wer einen harten SM-Film erwartet, wird bei "Fifty Shades Of Grey" enttäuscht werden. Vielmehr wird hier eine romantische Flucht für Hausfrauen erzählt, die ebenso einem Märchen der Gebrüder Grimm entstiegen sein könnte, nur dass es in deren Märchen deutlich brutaler zuging.
Zum Glück wurde das Buch von einer Frau, die hinter dem Namen E. L. James steht, geschrieben, denn hätte die Geschichte der totalen Unterwerfung von Anastasia ein Mann geschrieben, wäre er als sexistischer Perverser mit Alt-Männer-Träumen beschimpft worden. So ist eben weltweit erfolgreiche Literatur.
Ob sich die Neugierde der Fans noch für die Verfilmung von Teil zwei und drei halten kann, wird abzuwarten sein. Nach dem sensationellen Einspielergebnis an den Kinokassen von "Fifty Shades Of Grey" wird es nun sicherlich auch einen Run auf die DVD und BluRay geben, an dem sich alle Fans, aber auch die beteiligen werden, die den Film im Kino verpasst haben oder sich nicht ins Kino getraut haben. So oder so wird die Geldmaschine um Mister Grey weiter laufen, vor allem, nachdem die Autorin nun auch einen vierten Buch-Band angekündigt hat. Die Zuschauer werden solange mit dem Film gut unterhalten, und wieder aufgeregt erschauern, wenn es heißt "Mister Grey wird sie nun empfangen"!
USA 2015, 120/123 Minuten
mit Jamie Dornan, Dakota Johnson