Viele unserer Grundrechte sind herausragende Freiheiten, die wir genießen. Dennoch sind noch immer nicht alle Bereiche davon betroffen, im weltweiten Vergleich schon gar nicht. In gerade einmal 16 Staaten der Welt ist es Homosexuellen möglich, zu heiraten und damit die gleichen Rechte wie Heterosexuelle zu bekommen. Selbst die sonst so freiheitsliebenden und fortschrittlich denkenden US-Amerikaner haben erst seit der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs vom 26.06.2015 grundsätzlich die Möglichkeit geschaffen, dass Homosexuelle Paare heiraten dürfen.
Vorreiterin hierfür war zweifellos unter anderem Laurel Hester, deren Kampf um Gerechtigkeit mit "Freeheld - Jede Liebe ist gleich" verfilmt wurde.
Laurel Hester ist seit über 20 Jahren Polizistin und dabei sehr erfolgreich, Verbrecher zu überführen. Da sie weiter Karriere machen und Lieutenant werden möchte, soll niemand erfahren, dass sie lesbisch ist. Das ändert sich zunächst auch nicht, als sie die Mechanikerin Stacie trifft und sich beide ineinander verlieben. Sie ziehen zusammen, gehen ganz offiziell eine Lebenspartnerschaft ein, und kurz darauf wird bei Laurel Lungenkrebs im Endstadium diagnostiziert. Um Stacie abgesichtert zu wissen, outet sich Laurel und beantragt formell, dass in ihrem Todesfall ihre Pension an ihre Partnerin übergeht, wie es bei heterosexuellen Paaren auch der Fall wäre. Nur so könnte Stacie in ihrem gemeinsamen Haus wohnen bleiben. Ihr Antrag wird jedoch im Kreisrat mehrfach abgelehnt. Als ihre Homosexualität in ihrer Polizeieinheit bekannt wird, erfährt sie auch dort kaum Unterstützung, lediglich ihr langjähriger Partner Dane hält zu ihr. Als der exzentrische, jüdische und schwule Aktivist und Anwalt Steven Goldstein von dieser Geschichte erfährt, setzt er sich mit Laurel in Verbindung, um ihr zu helfen. Ein aussichtsloser, aber ebenso hartnäckiger Kampf gegen bürokratische Windmühlen beginnt, während der Krebs Laurel immer mehr ihrer Kraft raubt.
Der Film liegt auf DVD in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras finden sich hier nur Interviews mit Cast und Crew.
"Freeheld - Jede Liebe ist gleich" basiert auf dem Kurzfilm von Cynthia Wade, der 2008 mit dem Oscar für den besten Dokumentar-Kurzfilm ausgezeichnet wurde. Bereits 2010 wurde bekannt, dass der Drehbuchautor Ron Nyswaner aus dieser Geschichte einen abendfüllenden Streifen machen wollte. Schon früh war klar, dass Ellen Page eine Hauptrolle übernehmen sollte, die den Film als bekennende Lesbe auch mit produziert hat. Erst 2014 wurde bekannt, dass Julianne Moore die Rolle der Laurel Hester übernehmen würde.
Beide ausgezeichneten Actricen spielen das lesbische Paar höchst überzeugend, und über den ganzen Film hindurch fühlt man mit dem Paar durch alle Höhen und Tiefen mit. Die eigentlichen Stars in diesem Film sind jedoch die Nebendarsteller Michael Shanon, der den Polizei-Partner Dane verkörpert, und Steven Carell, dem die Rolle des Aktivisten Goldstein auf den Körper geschrieben zu sein scheint.
Obwohl der Film unter anderem auf den Festivals in Toronto, San Sebastian und Zürich gezeigt wurde, ist er an den weltweiten Kinos eher unauffällig und zurückhaltend gelaufen, obwohl er auf einer wahren Geschichte basiert. Da konnte selbst die bahnbrechende Entscheidung zur Homo-Ehe durch den Obersten Gerichtshof der USA nichts daran ändern, dass es bis dahin ein langer Weg war, und dass es Menschen wie Laurel Hester zu verdanken war, dass es überhaupt soweit gekommen ist. Der Film hätte deutlich mehr Beachtung verdient!
"Freeheld - Jede Liebe ist gleich" ist berührendes, gefühlvolles und großartig gespieltes Kino mit einer herausragenden Besetzung und einer wichtigen politischen Nachricht zur Gleichheit vor dem Gesetz. Schauspielerisch überzeugt der Film allemal.
Um den Film richtig rund zu machen, singt Miley Cyrus den Song zum Abspann, "Hands Of Love", den Linda Perry geschrieben hat, und der ein zusätzliches Gänsehaut-Gefühl bereitet. Großartig!
USA 2015, 99 Minuten
mit Julianne Moore, Ellen Page, Steve Carell