Deutschland Mitte der 1950er Jahre. Deutschland ist betäubt von Pettycoats, Wirtschaftswunder und Werbung für koffeinhaltige Brause aus den USA. Das Ende des Zweiten Weltkriegs ist gerade einmal zehn Jahre her. Erinnerungen an den Krieg und dessen Gräueltaten möchte da niemand hören. Die Alten wollen sich nicht daran erinnern, den Jungen wurden weite Teile dieser Taten verschwiegen.
In Frankfurt am Main erfährt der jungen, aufstrebende Staatsanwalt Johann Radmann zufällig vom Journalisten Thomas Gnielka, dass in einer Frankfurter Schule ein Lehrer arbeitet, der seine SS-Vergangenheit nicht angegeben hatte und so einen Einstellungsbetrug begangen hat. Der Oberstaatsanwalt möchte diese Fälle ruhe lassen, nachdem die Bundesregierung beschlossen hatte, dass alle Verbrechen verjährt sind, bis auf Mord. Der Generalstaatsanwalt jedoch sieht sehr wohl Bedarf an der Aufklärung dieser Fälle, und so macht er Radmann zum Leiter der Abteilung zur Aufklärung der Verbrechen in Auschwitz. Lange bleibt er als Leiter auch sein einziger Mitarbeiter. Gemeinsam mit seiner Sekretärin werden kiloweise Telefonbücher nach Täternamen gesichtet, Archive von Hand durchforstet, Telegramme abgesetzt und Akten mittels Schreibmaschine angelegt. Er forscht weiter und hört zum ersten Mal vom Konzentrationslager Auschwitz, hat aber keine Ahnung, was dort passiert ist. Je tiefer er in seinen Ermittlungen wühlt, umso mehr Staub wirbelt er auf. Immer neue Zeugen melden sich, die von immer schrecklicheren Taten berichten, alte Nazis, noch immer gut vernetzt, tauchen ab. Nachdem das Bundeskriminalamt keine große Hilfe darstellt, arbeitet er auch mit dem israelischen Mossad zusammen, um seinem Ziel, Josef Mengele und Adolf Eichmann vor ein deutsches Gericht zu bringen.
"Im Labyrinth des Schweigens" liegt auf DVD in der deutschen Fassung (Dolby DIgital 5.1) sowie in einer Hörfilmfassung für Blinde und Sehbehinderte (Dolby Digital 2.0) vor. Extras sucht man auf dieser Silberscheibe leider vergebens.
Einmal mehr zeigt sich mit "Im Labyrinth des Schweigens", dass auch eine deutsche Produktion ein packendes Drama über die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit vorlegen kann, das international Beachtung findet. Vornehmlich mit weithin unbekannten, aber herausragenden Darstellern besetzt, brilliert der Film durch ein kluges Drehbuch und eine unaufgeregte Inszenierung ohne Schnickschnack. Der Film gibt einen tiefen Einblick in die verletzte Nachkriegs-Seele der Deutschen, die in der Hoffnung auf eine bessere Zeit und den Aufschwung am liebsten alles vergessen und verdrängt hätte, was nicht in das neue bunte Bild gepasst hat.
Der Film ist ein intensiver Trip in die Nachkriegszeit, der in die gleiche Kategorie wie "Der Untergang" gehört, und an jeder Schule im Unterricht eingesetzt werden sollte. "Im Labyrinth des Schweigens" zeigt die Kleinarbeit der unbelasteten Juristen, und basiert nicht auf einer fiktionalen Geschichte sondern auf wahre Begebenheiten. Johann Radmann hat es am Ende geschafft, dass 19 SS-Schergen vor Gericht gestellt wurden, von denen 17 für die von ihnen begangenen Verbrechen verurteilt wurden. Josef Mengele hingegen blieb bis zu seinem Tode im Jahre 1979 unbehelligt und lebte in Brasilien.
D 2014, 118 Minuten
mit Alexander Fehling, André Szymanski, Gert Voss