Immer wieder wird die Forderung nach mehr Frauen hinter den Kameras Hollywoods laut. Eine, die dieser Forderung längst gefolgt ist, ist die Regisseurin, Drehbuchautorin, Produzentin und Schauspielerin Greta Gerwig. Nachdem sie mit ihrem Drehbuch und ihrem Schauspiel bereits in "Frances Ha" für Aufsehen gesorgt hatte, erhielt sie für ihr Regiedebüt "Lady Bird" gleich fünf Oscar-Nominierungen und wurde als großer Favorit des Abends gehandelt. Daneben wurde der Film als bester Film während der Golden Globe Awards ausgezeichnet, dazu gab es für Hauptdarstellerin Saoirse Ronan einen Globe.
Nun liegt "Lady Bird" auch in Deutschland für das Heimkino auf DVD und BluRay vor.
Die 17-jährige Christine lebt mit ihrer Familie in Sacramento, Kalifornien. Sie ist anders, was man schon an ihrem außergewöhnlichen Aussehen erkennt. Dazu hat sie sich selbst den Namen "Lady Bird" gegeben, mit dem sie nun von jedem, auch von ihrer Familie, angesprochen werden möchte. Sie besucht eine katholische High School, entsprechend eng ist der Gestaltungszeitraum in der Verwirklichung ihrer Ideen. Kurz vor ihrem Schulabschluss bewirbt sie sich heimlich für Colleges an der Ost-Küste, weil sie weg will aus der Einöde Kaliforniens. Ihre strenge Mutter weist sie aber regelmäßig auf die knappen finanziellen Mittel hin, denen die Familie unterliegt, vor allem, nachdem ihr Vater zudem seine Arbeit verliert. Daher kann nur ein College in räumlicher Nähe in Erwägung gezogen werden. Zusammen mit ihrer besten Freundin Julie nimmt sie an einem Casting für das Schul-Musical teil, wo sie Danny kennenlernt. Wie sie auch möchte er raus aus Sacramento, am liebsten nach Paris. Lady Bird verliebt sich in ihn, wobei sie herausfinden muss, dass er sich seiner sexuellen Orientierung nicht ganz sicher ist. In ihrer Pubertät hin- und hergerissen liefert sie sich immer wieder Wortgefechte mit ihrer Mutter. Nach dem Abschlussball überschlagen sich die Ereignisse, womit Lady Birds Zukunft ganz neue Wendungen zu nehmen scheint.
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen, französischen, italienischen, spanischen (DTS Digital Surround 5.1) und englischen (DTS-HD Master Audio 5.1) Sprachfassung vor. An Bonus-Material findet sich auf der blauen Scheibe neben einem Audio-Kommentar der Autorin und Regisseurin Greta Gerwig und Chefkameramann Sam Levy ein rund viertelstündiges Making Of.
Anfang 2018 zog "Lady Bird" als großer Favorit in die "Award Season", und so war es nicht verwunderlich, dass der Film gleich mit fünf Nominierungen für die Oscar-Verleihung aufwarten konnte. Dass der Film dabei komplett übersehen wurde, konnte trotz starker Konkurrenz nicht wirklich nachvollzogen werden, doch immerhin wurde er mit zahlreichen anderen Preisen ausgezeichnet. Greta Gerwig war von nun an als Regisseurin und Drehbuchautorin anerkannt, und das mit ihrem ersten Film. Obwohl sich das Leben der Rolle der Lady Bird sehr am Leben der Regisseurin orientiert und durchaus einige Parallelen zu erkennen sind, legt Gerwig großen Wert darauf, dass es sich nicht um ein autobiographisches Werk handelt, da sie ihre Teenagerzeit eher angepasst verlebt hat. Die Hauptrolle wurde mit der irischen Schauspielerin Saoirse Ronan besetzt, eine der besten und wandlungsfähigsten Schauspielerinnen ihrer Generation. Trotz ihrer 24 Lebensjahre spielt sie die pubertierende Christine zu jeder Zeit sehr überzeugend und mit einer sichtbaren Freude. Ihre Mutter Marion wird von Laurie Metcalf verkörpert, die für ihre Rolle der überbehütenden Mutter mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Bis in die kleinste Nebenrolle ist die Besetzung mehr als gelungen, und so wird das Feeling einer schwierigen Pubertät im Jahre 2003 bestens vermittelt.
Allein schon vom Thema her, mit welchen Schwierigkeiten sich Tochter Christine mit Mutter Marion stellen muss, ist "Lady Bird" eher ein typischer Frauen-Film, doch auch Männer können bei dieser Tragikomödie ihren Spaß haben. Regisseurin und Drehbuchautorin Greta Gerwig lässt eigene Erlebnisse aus ihrer Heimatstadt Sacramento mit einfließen, und erklärt durch diesen Film ihre Zuneigung zu ihrer Heimatstadt. Natürlich kommen auch ihre feministischen Sichtweisen in diesem Streifen nicht zu kurz.
Der Film "Lady Bird" ist alles in allem ähnlich speziell wie seine Hauptdarstellerin, und gerade darum äußerst liebenswert, wie es auch seine Protagonistin ist. Die 95 Minuten vergehen wie im Flug, weil ständig etwas anderes im wilden Leben der jungen Christine passiert, und sei es nur, wenn sie sich aus dem fahrenden Auto fallen lässt oder sie immer wieder mit schwarzem Filzstift den Namen ihres Schwarms an einer Wand in der Schule verändern muss.
Zu Recht wurde "Lady Bird" große Aufmerksamkeit zuteil und mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Mit diesem Film hat Greta Gerwig gezeigt, was in ihr steckt, und daher sollte die Filmwelt rund um Hollywood mit dieser jungen Filmemacherin weiterhin rechnen. Damit können wir uns hoffentlich noch auf viele wunderbar schräge Filme von ihr freuen!
USA 2017, 95 Minuten
mit Saoirse Ronan, Laurie Metcalf