Oft hört man von prägenden und richtungsweisenden Filmen, die ein ganzes Genre beeinflusst haben sollen. Im Science-Fiction-Bereich wird hier gerne "Star Wars" zitiert, doch dieses Genre wurde deutlich früher erfunden, denn es ist keinesfalls erst in der Nachkriegszeit entstanden. Der erste Science-Fiction-Film ist bereits 1927 erschienen und kommt aus - Deutschland! Der Regisseur Fritz Lang hat mit "Metropolis" ein wahres Meisterwerk geschaffen, das nun digital restauriert in einer Deluxe-Edition auf BluRay erscheint.
Die Bevölkerung von "Metropolis" lebt in einer streng getrennten Zweiklassen-Gesellschaft, der Herrscher dieses futuristischen Imperiums, Joh Fredersen, residiert im neuen Turm Babel. In den Türmen lässt es sich die Oberschichte gut gehen, im "Klub der Söhne" genießt die Jugend ein rauschhaftes und berauschtes Leben und vertreibt sich in "Ewigen Gärten" durch sportliche Aktivitäten die Zeit. Gleichzeitig werden tief in der Erde, "da, wo sie hingehören", die Arbeiter bis zur vollkommenen Erschöpfung ausgebeutet, in dem sie an riesigen Maschinen oder unter Tage arbeiten und damit den Luxus der Elite ermöglichen. Zwischen diesen beiden Welten stehen die Maschinen. Die Arbeiter sind für die Elite lediglich Untermenschen, die in zwei zehn Stunden Schichten schuften müssen, während sich die Elite 24 Stunden am Tag amüsiert. Um das zu unterstreichen existieren in Metropolis zwei Uhren, eine mit zehn, die andere mit zwölf Ziffern.
Als eines Tages die junge, schöne Maria mit einer großen Gruppe Kinder der Arbeiter die "Ewigen Gärten" besucht, um ihnen ihre Brüder und Schwestern zu zeigen, verliebt sich Freder, Sohn des Alleinherrschers, in sie. Er folgt ihr unter die Erde und erlebt hautnah die ausbeuterischen Zustände der Arbeiterklasse. In der Taschen verunfallter Arbeiter werden immer wieder Pläne gefunden, die sich niemand recht erklären kann. Joh, der Herrscher, möchte mehr über diese Pläne erfahren, und besucht den Erfinder Rotwang, der ihm schon oft die Rätsel der Welt erklären konnte. Rotwang zeigt dem despotischen Herrscher voller Stolz einen Roboter, seine Mensch-Maschine, die kurz vor ihrer Perfektion steht, so dass niemand mehr seine Erfindung von einem Menschen unterscheiden kann. Rotwang erklärt weiter, dass die bei den Arbeitern gefundenen Pläne die Katakomben von Metropolis zeigen, und so steigen beide dorthin. Sie sehen, wie Maria gerade über den Turmbau zu Babel predigt. Dabei erklärt sie, dass das Herz und das Hirn nur dann funktionieren kann, wenn es dazwischen einen Mittler gibt, deren Ankunft sie bald erwartet. Joh möchte den Einfluss von Maria untergraben und weist Rotwang an, seiner Mensch-Maschine das Aussehen Marias zu geben, um mit deren Hilfe die Arbeiter noch mehr ausbeuten zu können. Der Erfinder hingegen beschließt, durch seine Mensch-Maschine die Arbeiter zur Revolte aufzuwiegeln, damit die Metropolis zerstören und das schöne Leben der Elite beenden.
Die Musik zum Stummfilm liegt in Dolby Digital 2.0 und 5.1 vor. Bei den über zwei Stunden Extras finden sich die Dokumentationen "Metropolis - Die Restaurierung eines Filmklassikers" und "Metropolis Refound" sowie Arbeitsbeispiele für digitale Bildrestaurierung und Rekonstruktion. Den beiden BluRays liegt ein 24-seitiges Booklet mit weiteren Information zum restaurierten Film bei.
Ohne Frage gehört Fritz Langs Meisterwerk zu den bedeutendsten Filmen überhaupt. Zwei Jahre lang hat er diesen Monumentalfilm gedreht, der noch heute jede andere Produktion allein durch seinen Aufwand in den Schatten stellt. Für "Metropolis" wurde in Babelsberg die bis dahin größte Halle Europas errichtet. Während der Aufnahmen wurden mehr als 600 Kilometer Filmmaterial verbraucht, was allein eine Spielzeit von mehr als 350 Stunden ergäbe, die Produktionskosten wurden damals auf fünf Millionen Reichsmark beziffert. Gedreht wurde 14 bis 16 Stunden an 310 Tagen und 60 Nächten in den Jahren 1925 bis 1927, insgesamt wurden bei den Dreharbeiten mehr als 27.000 Komparsen eingesetzt. Die Hauptrollen wurden mit damals wenig oder gar unbekannten Schauspielern besetzt, was ein zusätzliches Risiko bedeutete. Die Geschichte, ersonnen von Autorin Thea von Harbou ist zeitlos und auch heute noch aktuell wie einst.
Der Aufwand hat sich jedoch nur negativ an der Kinokasse niedergeschlagen, denn "Metropolis" wollte kaum jemand sehen. Daraufhin wurden die Premierenkopien eingezogen und vernichtet, der Film in einer deutlich gekürzten Version wieder ins Kino gebracht, was die Kinogänger aber auch nicht zum Besuch der Lichtspielhäuser bewegen konnte. Bis 2008 galt der Film in seiner ursprünglichen Version als verschollen, als eine fast vollständige 16 Millimeter-Version der Premierenfassung in Buenos Aires gefunden wurde. Diese wurde nun durch die Murnau-Stiftung aufwendig restauriert und bearbeitet, zumindest so gut es ging. Das in Argentinien aufgefundene Material war derart beschädigt, dass es kaum eine Möglichkeit der Restaurierung gab. Daher sind die eingefügten Teile aus dieser Fassung deutlich zu erkennen, doch mithilfe dieser bislang verschollenen Szenen kommt das vorliegende Gesamtergebnis von "Metropolis" der ursprünglichen Fassung sehr nahe. An Stellen, für die es kein Material gab, insgesamt gerade einmal acht Minuten, wurden schwarze Texttafeln mit Erläuterungen eingefügt.
Die nun auf BluRay verfügbare Deluxe-Edition ist die gleiche Filmversion, die bereits 2010 während der 60. Berlinale gezeigt wurde, doch gibt es hierzu noch umfassendes Bonus-Material zu sehen. Der Soundtrack wurde vom Rundfunk-Sinfonieorchester eingespielt.
"Metropolis" ist selbst nach heutigen Maßstäben ein Meilenstein der Filmgeschichte, insbesondere sind die bahnbrechenden Spezialeffekte der damaligen Zeit besonders bemerkenswert. Stop-Motion-Verfahren, Mehrfachbelichtungen und übereinander kopierte Negative schufen bis dahin nie gesehene Effekte, die auch heute noch beeindrucken. Fritz Lang und Drehbuchautorin Thea von Harbou zeigen im futuristischen Metropolis visionäre Technik wie Bildtelefone und Einschienenbahnen, die erst Jahrzehnte später erdacht wurden und realisiert werden konnten. Ein logischer Schritt, dass dieser mehr als außergewöhnliche Film 2001 in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen wurde.
Diese Deluxe-Edition ist ein ganz besonderes Schmankerl für Cineasten, doch auch andere Science-Fiction-Fans werden viel Freude an dieser restaurierten Fassung haben. "Metropolis" ist definitiv einer der deutschen Filme, die man einfach gesehen haben muss, die zweieinhalb Stunden Film lohnen sich auf jeden Fall!
D 1925-1927, 150 Minuten
mit Alfred Abel, Gustav Fröhlich, Brigitte Helm