In drei Filmen haben wir bisher erfahren, was die sogenannte "Purge" ist, die Nacht, in der alle Verbrechen straffrei bleiben. Nun gibt es mit "The First Purge" die Hintergründe dazu, wie es überhaupt zu dieser Reinigungsaktion gekommen ist. Dazu liegt der Film nun als BluRay und DVD für das Heimkino vor.
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind bis über beide Ohren verschuldet, die Arbeitslosenquote ist förmlich explodiert, die Wirtschaftskraft liegt am Boden. Neben den beiden bisher bekannten Parteien, den Republikanern und den Demokraten, ist eine weitere hinzu gekommen, nämlich die New Founding Fathers of America (NFFA). Aufgrund der Unzufriedenheit in der Bevölkerung und der Wut in vielen Bevölkerungsschichten wegen der schlechten Lebensverhältnisse hat diese neue Bewegung sogleich die Mehrheit erlangt und stellt nun sogar den Präsidenten. Dieser ordnet ein soziologisches Experiment für den Bereich "Staten Island" an. Unter Leitung der Verhaltenspsychologin Dr. Updale soll erforscht werden, was mit dem Gefüge der Bevölkerung passiert, wenn zwölf Stunden lang sämtliche Verbrechen straffrei bleiben, wobei Mord explizit mit eingeschlossen ist.
Um das Experiment attraktiver zu machen, erhält jeder Teilnehmer 5000 Dollar. Wer sich darüber hinaus Kamera-Linsen in die Augen einsetzt und damit seine Gewaltausbrüche live überträgt, erhält noch zusätzliche Bonus-Zahlungen.
Die erwarteten Exzesse bleiben zunächst aus, vielmehr werden friedliche "Purge"-Parties gefeiert. Bis sich durch eine Manipulation des Experiments alles ändert, und eine maßlose Gewalt nicht mehr einzufangen ist. Isaiah, der zunächst an der "Purge" teilnehmen möchte, um sich zu rächen, erkennt schnell, dass er dazu keine Chance hat und versucht sich, zusammen mit seiner Schwester Nya, in eine Kirche zu retten. Doch das ist in dieser Nacht gar nicht mehr so einfach.
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen (DTS:X), englischen (DTS:X Master Audio und DTS Digital Surround 5.1) sowie der französischen und italienischen (DTS Digital Surround 5.1) Sprachfassung vor. An Bonus-Material finden sich drei kurze Featurettes zum Film.
Im Vergleich zu den drei Vorgänger-Filmen wurden in "The First Purge" deutlich mehr "Purges", also Anschläge gezeigt, was die Fans laut Aussage des Regisseurs Gerard McMurray so forderten, was jedoch zu einer Freigabe des Films ab 18 Jahren geführt hat. Die ersten drei Streifen waren noch ab 16 Jahren freigegeben. Dennoch ist "The First Purge" der bisher politischste Teil, was sicherlich an der aktuellen politischen Situation in den USA liegt. Der Ton im Weißen Haus hat sich dramatisch geändert, statt mit Diplomatie wird mit Drohungen verhandelt, statt mit konkreten Programmen wird mit Twitter geführt. War der erste "Purge"-Film noch erträglich weit von der Realität entfernt und erinnerte eher an Michael Hanneckes "Funny Games", so könnten Teile aus "The First Purge" direkt aus den Abendnachrichten entstammen.
Hass auf alles, was anders ist, wird genährt, offener Rassismus ist präsenter denn je, Leben wird oft nur nach Nutzen bewertet. So ist es wohl nicht verwunderlich, dass eine Gruppierung der "Purge" eher an SS-Leute und andere Nazis erinnert. Würde die aktuelle US-Regierung eine solche "Säuberungsaktion" ankündigen, würden sich in einigen Landesteilen sicherlich Mehrheiten dafür finden.
"The First Purge" ist erschreckend aktuell und versprüht durch den gesamten Film seine Botschaften zur gegenwärtigen Moral, die laut der Leiterin des Experiments als erstes abgelegt werden muss, um ein gutes Resultat zu bekommen.
Das absurde an diesem Streifen ist nur, dass seine Handlung gar nicht so übertrieben werden kann, wie sie von der Realität eingeholt wird.
Fans der "Purge"-Reihe werden ihre helle Freude an den neuen An- und Übergriffen finden, die einmal mehr eine Aneinanderreihung von Gewaltexzessen bedeutet. Wer genau hinhört, wird die Message dieses Films verstehen, nämlich dass die Mehrheit der Menschen eine solche Säuberung nicht haben will und dagegen ankämpft, und nur eine abnormale Minderheit ein solches Unwesen gutheißen kann. Hoffentlich kann sich auch in der Realität die leisere Mehrheit gegenüber der überlauten Minderheit durchsetzen!
USA 2018, 97 Minuten
mit Y’lan Noel, Lex Scott Davis, Joivan Wade