Ein Horror-Film wirkt erst dann so richtig, wenn die Elemente, die uns Angst machen können, unerklärlich sind. Regelmäßig wird daher das Thema des Exorzismus bedient, am besten hinterlegt mit Forschungen und Austreibungen direkt durch den Vatikan. So könnte man fast schon von amtlichem Horror sprechen. Der neueste Wurf in dieser Sparte ist der US-amerikanische Streifen "The Vatican Tapes".
Angela ist eine fröhliche junge Frau, sehr verliebt in ihren Freund und lebensfroh. Ihr Vater Roger, Offizier der US Army, mag ihren Freund nicht, doch er liebt seine Tochter abgöttisch. Für ihre Angela raufen sich beide zusammen, um ihr ein schönes Geschenk zu machen. Angelas Überraschungsparty zu ihrem Geburtstag findet jedoch ein jähes Ende, als sie sich tief in den Finger schneidet, und zur Behandlung ins Krankenhaus muss. Fortan wird sie von einer Krähe verfolgt. Nachdem Angela aus dem Krankenhaus entlassen wird, entzündet sich ihre Wunde, und Angelas Verhalten verändert sich dramatisch. Plötzlich scheint jeder in Gefahr zu sein, der ihr zu nahe kommt. Immer öfter geschehen rätselhafte Unfälle, Menschen werden verletzt oder getötet, und ständig befindet sich eine Krähe in ihrer Nähe. Nachdem Ärzte und eine Psychiaterin Angela nicht helfen können, wendet sich der Krankhauspriester Lozano an den Vatikan, da er vermutet, dass die junge Frau von einem Dämon besessen sein muss. Die beiden erfahrenen Exorzisten Vikar Imani und Kardinal Bruun nehmen sich dieses Falles an, doch müssen sie schnell feststellen, dass es sich nicht nur um einen Dämon handelt, der von Angela Besitz ergriffen hat, vielmehr scheint der Satan selbst im Spiel zu sein.
"The Vatican Tapes" liegt auf DVD in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. Auf der Silberscheibe sind Special Features wie ein Making Of, Interviews und eine Featurette zu finden.
Nachdem die Horror-Welle weiter durch die Kinos spült, ist es einmal ganz erholsam, dass mit "The Vatican Tapes" nicht noch ein weiterer Film produziert wurde, der nur so vor Abartigkeiten sprüht, sondern der vielmehr einen weitgehend realistischen Exorzismus aufzeigen möchte. Für die Regie wurde der Action-erfahrene Filmemacher Mark Neveldine verpflichtet, der unter anderem mit den beiden "Crank"-Filmen oder "Ghost Rider: Spirit Of Vengeance" Erfolge feiern konnte. Die Hauptrolle wurde mit der bisher noch weniger bekannten jungen Schauspielerin Olivia Taylor Dudley besetzt, die mit "Paranormal Activity: Ghost Dimension" erste Erfahrungen im Horror-Genre sammeln konnte, und die herausfordernde Rolle der Angela sehr überzeugend spielt.
Auf übertriebene visuelle Effekte wurde verzichtet, Soundeffekte wurden wohl dosiert und sehr wirkungsvoll platziert, so dass "The Vatican Tapes" ein gelungenes Beispiel eines Horror-Films geworden ist, der ohne eklige Schleimereien und Abartigkeiten auskommt, aber dennoch prima unterhält und gruselt. Vor allem das Ende bietet in der langen Reihe der Teufelsaustreibungs-Filme eine bisher nicht gekannte Wendung, die diesen Film zu einem bemerkenswerten Erlebnis macht und auch erfahrene Horror-Gucker überraschen wird.
Wer brutalste Szenen mit allerlei Körperflüssigkeiten und Grausamkeiten erwartet, wird von "The Vatican Tapes" eher gelangweilt oder gar enttäuscht sein. Wer aber gute Horror-Unterhaltung mit einer soliden Story sehen möchte, wird hier bestens bedient.
USA 2015, 87 Minuten
mit Olivia Taylor Dudley, Djimon Hounsou, Dougray Scott