Dass der deutsche Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass bisher weniger als Vertreter der leichten Unterhaltung galt, dürfte soweit bekannt sein. Komische Momente haben seine Erzählungen jedoch allemal. Grund genug, sein Werk „Unkenrufe“ verfilmen zu lassen. 1989 war das große Jahr des Umbruchs, als sich Ost und West nach Sturz der Berliner Mauer näher kamen. Genau in dieser spannenden Zeit macht sich der Bochumer Professor für Kunstgeschichte Alexander Reschke auf den Weg nach Polen, um für sein neues Buch zu recherchieren. In seiner Geburtsstadt Danzig, damals deutsch, lernt er die Restauratorin Aleksandra Piatkowska kennen, die schon als Kind ihre Heimat Litauerin verlassen musste. Zumindest das verbindet die beiden im ersten Moment, da sie beide schon früh aus ihrer Heimat flüchten mussten.Eines Abends kommen die beiden nach ein paar Gläsern Wein auf die Idee, einen polnisch-litauisch-deutschen Versöhnungsfriedhof zu eröffnen, da sie einen breiten Markt an Kunden sehen, die in ihrer Heimat beerdigt werden möchten. Die zunächst absurd klingende Idee wird zum Selbstläufer und zum vollen Erfolg. Doch die Geldgeber verfolgen schon bald andere Ziele als die beiden Idealisten. „Unkenrufe – Zeit der Versöhnung“ ist ein wunderbarer ruhiger Film mit zahlreichen komischen Momenten, der mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Seine Darsteller Matthias Habich, Krystyna Janda und Dorothea Walda sind einfach großartig, ihre Figuren sind zu jeder Zeit glaubwürdig. Selbst die kleinen Rollen sind mit Meret Becker, Joachim Krol und Mareike Carriere hochkarätig besetzt.
Auf den ersten Blick bietet die DVD (deutscher Ton in Dolby Digital 5.1) mit gerade mal dem Trailer und einem Making Of zunächst nicht viel an Bonus-Material, doch die 45 minütige Dokumentation zum Film bietet allerhand an Hintergrundinformationen durch den Autor, die Filmemacher und die Darsteller, die den Film erst richtig abrunden.
„Unkenrufe – Zeit der Versöhnung“ kann jedem Festival-Gänger bedenkenlos ans Herz gelegt werden, wer sich gerne einen Filmsehfilm im Ersten oder im ZDF ansieht wird auch seine Freude daran haben. Unbedingt empfehlenswert!
D 2005, 94 Min, mit Matthias Habich, Krystyna Janda
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