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Vor ihren Augen

Herausragende Filme, die nicht in den USA produziert wurden, werden gerne für das US-Publikum übernommen, die Story angepasst und neu gedreht. So ist es auch mit „In ihren Augen“ (im Original: "El secreto de sus ojos") geschehen. Der argentinische Film, der 2010 mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet wurde, spielt vor dem Hintergrund der argentinischen Militärdiktatur. Für das Remake wurde die Handlung einfach nach Los Angeles vor dem Hintergrund der Nachwirkungen der Anschläge vom 11. September 2001 verlegt und hochkarätig besetzt.

Im Jahr 2002 arbeiten Ray und Jess für das FBI, Claire startet ihre Karriere bei der Staatsanwaltschaft. Als das FBI zu einem Mordfall in unmittelbarer Nähe einer Moschee gerufen wird, die wegen Terrorismus-Verdachts beobachtet wird, finden sie eine tote junge Frau. Es ist Jess' Tochter. Nun vermischen sich die Ermittlungen aus persönlichem Interesse, die darüber hinaus von Rays und Jess' Vorgesetzten massiv behindert werden, weil einer der Verdächtigen als Spitzel für das FBI arbeitet.
Dreizehn Jahre später scheint Ray endlich den Hauptverdächtigen gefunden zu haben. Er arbeitet nicht mehr für das FBI, doch der Fall hat ihn nie losgelassen. Er wenden sich mit den neuen Ermittlungsergebnissen an Claire, die inzwischen Staatsanwältin für Los Angeles ist. Doch so einfach lassen sich die Ermittlungen nicht aufnehmen, wie es sich Ray vorgestellt hat.

Der Film liegt auf DVD in der deutschen, englischen und französischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. An Extras finden sich zwei kurze Featurettes sowie ein Audio-Kommentar mit Drehbuchautor und Regisseur Billy Ray und Produzent Mark Johnson.

Was kann schon schief gehen, wenn ein Oscar-prämierter Film neu aufgelegt wird, dazu noch mit einer Hammer-Besetzung?
Nun, das beginnt eben mit dieser Hammer-Besetzung. Bemerkenswert ist lediglich das Spiel des britischen Mimen Chiwetel Ejiofor. Nicole Kidman sieht wie immer umwerfend aus, aber selbst bei zwei verschiedenen Zeitschienen, die 13 Jahre trennen, immer gleich. Julia Roberts als trauernde Mutter dagegen sieht aus und verhält sich durchgehend wie ein Zombie, und so bleiben beide Schauspielerinnen, bis auf wenige Ausnahmen, weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Die Nebenrollen sind ebenso hochkarätig besetzt, allen voran mit Alfred Molina und Dean Norris, doch auch die bekommen nicht den Raum, um ihr Talent auszuleben.

Die Geschichte läuft knapp 70 Minuten lang nur langsam so dahin, bis die Story ein überraschendes Ende bekommt, um dann in einem noch überraschenderen endgültigen Finale zu schließen. Bis dahin muss der Zuschauer aber zahlreiche kaum nachvollziehbare Zeitsprünge verkraften, die oft nur im Nachhinein als solche erkannt werden können.
Die Mischung aus Drama, Krimi und verkappter Love-Story ist im Fortkommen der Geschichte auch nicht gerade förderlich, vor allem die Liebesgeschichte kommt in der Story nicht überzeugend rüber.

So hat Hollywood aus einem ausgezeichneten argentinischen Film lediglich einen müden Abklatsch produziert, der nicht aus dem Quark kommt und nur mit Mühen in die USA übertragen wurde. Selbst die überragende Besetzung konnte den Film nicht retten, und so ist "Vor ihren Augen" lediglich ein Film für nebenher, aber kein bemerkenswertes HIghlight.

Pascal May