Erfolg muss nicht immer fröhlich klingen: mit ihrem traurig-melancholischen Song "Video Games" hat Lana Del Rey, die mit bürgerlichem Namen Elizabeth Woolridge Grant heißt, weltweit eine breite Fangemeinde versammelt und entzückt, und auch Kritiker waren hellauf begeistert von der Kraft dieses Songs, vorgetragen von einem eher zarten Fräulein. Reihenweise gewann sie Preise, darunter einen MTV Europe Music Award als Best Alternative Artist, einen BRIT Award in der Kategorie International Female Solo Artist sowie gleich zwei ECHOs in den Kategorien Best International Newcomer und Best International Female Pop/Rock Artist. Ihr Debütalbum, "Born To Die", verkaufte sich international mehr als fünf Millionen Mal und erreichte in Deutschland, Großbritannien, Österreich und der Schweiz Platz eins der Charts, in den USA immerhin noch Platz 2. Bei YouTube wurde ihr Clip zu "Video Games" innerhalb von vier Wochen über eine Million Mal abgerufen. Ihre Tourneen, unter anderem durch Europa und Südamerika, waren ausverkauft.
Nun hat die 28jährige Amerikanerin ihr neues Album "Ultraviolence" vorgestellt, und auch hier scheint der Erfolg vorprogrammiert zu sein. Die erste Single-Auskopplung, "West Coast", wurde bereits zu Ostern veröffentlicht und wird seit dem in den Radiosendern hoch und runter gespielt. Aber kann sie damit ihren sensationellen Erfolg der ersten Platte fortsetzen?
Lana Del Rey setzt auf Bewährtes, und so ist auch ihr zweites Album sehr düster gehalten, wenn es auch mitunter Lichtblicke gibt. So beginnt die erste Single "West Coast" ungewöhnlich rhythmisch und flott, zählt diverse Tempiwechsel, setzt aber ebenso die typischen Elemente, die Lana Del Rey so berühmt gemacht haben. "Cruel World", das Titellied "Ultraviolence" und insbesondere "Shades Of Cool" sind wieder typische Beispiele für die depressive Endzeit-Grundstimmung ihrer Musik. Getragen, düster und recht monoton plätschern die Titel daher, ab und zu mit höheren Tönen verziert. "Brooklyn Baby" klingt im Vergleich dazu fast schon fröhlich, "Sad Girl" wird schnell langweilig, wenn die New Yorker Sängerin zu wenigen Akkorden mantra-artig die Textzeile "I'm A Sad Girl" zu pastoral-choraler Musik wiederholt. In "Pretty When You Cry" passiert auch nicht viel, sparsam orchestriert und düster fließt der Song unaufgeregt dahin, aber so gar nicht pretty. Deutlich stärker und kraftvoller ist "Money Power Glory" geraten, mindestens ebenso stark aber zeitweise etwas verstörend klingt "My Way Up To The Top". Hymnisch schön wie die Lana Del Rey aus dem ersten Album ist "Old Money", und lädt mit Streichern im Hintergrund zum Träumen ein, ohne dabei gleich an Suizid zu denken, und auch "The Other Woman" ist eher ein stärkeres Lied auf dem neuen Album, fast schon eine Tanznummer. Den Abschluss bildet der Radio Mix von "West Coast".
"Ultraviolence" ist wieder Lana Del Rey, wie man sie kennt, wenn auch mögliche Single-Hits mit eingängigen Melodien fehlen, mal vom Re-Mix von "West Coast" abgesehen. Am Stück gehört vermag diese CD nicht wirklich zum Aufhellen der Stimmung hilfreich zu sein, und sollte nur in mental stabilem Zustand gehört werden. Beide hitverdächtige Songs sind bereits als Singles erschienen, und der Rest des Albums tritt eher auf der Stelle. Da hatten sich bestimmt einige Fans mehr erhofft. Doch die Masse ihrer Anhänger wird sich auch nach diesem Album verzehren und es bis zum Stromausfall hören, wohl aber nicht wirklich mit fröhlich Gesicht, was aber auch zur morbiden Stimmung der jungen Sängerin passt, die in einem Interview geäußert hat, dass sie gerne tot wäre, wie ihre Vorbilder Amy Winehouse und Curt Cobain.