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Da kommt noch was - Not Dead Yet

Wer Phil Collins schon einmal live erlebt hat, kann nur bestätigen, dass es sich bei ihm um eine Naturgewalt handeln muss. Das zeigt aber auch seine Vielseitigkeit, da er als Schauspieler, Schlagzeuger, Sänger, Songwriter, Produzent und Autor arbeitet. Mit über 250 Millionen verkaufter Tonträger zählt der durch Queen Elizabeth geadelte Tausendsassa zu den erfolgreichsten Musikern der Geschichte.
Nachdem sich Phil Collins im April 2009 einer Operation an der Halswirbelsäule unterziehen musste, hatte er Taubheitsgefühle in den Händen, so dass er nun sein geliebtes Schlagzeug nicht mehr spielen kann, nachdem er bereits im zarten Alter von fünf Jahren mit dem Spielen begonnen hatte. Immer wieder gab es Meldungen und Gerüchte, dass er wieder auf die Bühne zurück kehren würde, wobei er nun selbst erklärte, 2017 tatsächlich wieder auf Tournee gehen zu wollen. Die Drum Kits werden dann aber von seinem Sohn gespielt.

Phil Collins lebte bisher ein sehr bewegtes Leben. Drei Mal war er verheiratet, woraus fünf Kinder hervor gegangen sind. Er machte eine Weltkarriere als Musiker, zunächst mit der Progressive Rock-Band Genesis, später als Solokünstler. Daneben produzierte er die Alben verschiedener Künstler, darunter auch das Solo-Debut von Anni-Fried Lyngstad, der einen Stimme der schwedischen Pop-Formation ABBA, mit der er zudem ein Duett veröffentlichte. Zum Goldenen Thronjubiläum der britischen Queen durfte er beim großen Popkonzert "Concert in the Park" die Drums für verschiedene Künstler spielen. Auch bei der legendären Aufnahme von "Do They Know It's Christmas?" von Bob Geldofs initiierter Band Air war er am Schlagzeug eingesetzt. Collins gründete gar eine Big Band, mit der er Jazz-Interpretationen seiner Songs spielte. Für den Disney-Konzern schrieb er verschiedene Filmmusiken, was dazu führte, dass seine Musik zum Zeichentrick-Film "Tarzan" inzwischen in ein eigenes Musical mündete.

Es gab eine Zeit, in der Phil Collins überall gleichzeitg zu sein schien. Besonders deutlich wurde es, als er 1985 beim legendären Benefiz-Konzert "Live Aid" erst in London spielte, dann mit einer Concorde nach New York flog, mit einem Hubschrauber weiter nach Philadelphia, um beim gleichen Event ein weiteres Mal auf der Bühne in den USA aufzutreten.
Als nach so viel Präsenz die gesamte Musik-Welt ihm überdrüssig wurde, verfiel er dem Alkohol. Nachdem er sich nach einer Therapie wieder gefangen hatte, kündigte er an, wieder Musik machen zu wollen, doch deutlich zurückhaltender als zuvor.

Mit seinem sehr eigenen Humor beschreibt er die Stationen seines Lebens in seiner Autobiographie, die im englischen Original den vielsagenden Titel "Not Dead Yet" (Noch nicht tot) trägt.
So ist es ein echtes Vergnügen, einem der ganz großen Musiker der vergangenen vierzieg Jahre zu lauschen, wenn er aus seinem Leben erzählt. Dass er jede Menge zu erzählen hat, zeigt allein schon der Umfang seiner Autobiographie, die mit 528 Seiten ein echtes Schwergewicht geworden ist.

Klar wird, da er "Not Dead Yet" ist, muss mit dem Linkshänder, der einen ganz eigenen Stil geprägt und damit viele Musiker und vor allem Schlagzeuger beeinflusst hat, auch weiterhin gerechnet werden.
Wer Spaß an der Pop-Musik der vergangenen Dekaden hat, wird sich an dieser Autobiographie erfreuen. Wer gerne flott und witzig geschrieben von einem bewegten Leben erfahren möchte, wird mit "Da kommt noch was" mindestens ebenso viel Spaß haben!

Pascal May
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