Das Leben von Kommissar Harry Hole ist ein stetiges Auf und Ab. Jetzt hat er mal wieder ein mehr als nur heftiges Tief. Am Boden zerstört hat er damit nicht nur seine Karriere aufs Spiel gesetzt. Vielmehr auch seine Ehe mit Rakel Fauke. Und er hat verloren. Rakel hat ihn vor die Tür gesetzt, er hat wieder begonnen zu trinken, und dass er damit auch noch seine Tätigkeit an der Polizeihochschule verliert, ist ihm auch egal. Irgendwie muss er ja über die Runden kommen und so arbeitet er eben wieder bei der Polizei, nun aber als einfacher Ermittler.
In seiner Ermittlerrolle stößt er neben seiner langweiligen täglichen Routinearbeit wieder auf die Spur eines ihm altbekannten Mannes. Er hält ihn nach wie vor für einen hochgefährlichen Vergewaltiger. Sein ihm eigener Jagdinstinkt ist sofort wieder geweckt als es zu neuen Vergewaltigungen kommt. Immerhin hat Hole schon einmal Svein Finne erfolgreich in den Knast gebracht. Doch Finne ist ein mehr als geritzter Gauner und damit ein harter, sehr ernstzunehmender Gegner. Aber es soll noch schlimmer und verrückter kommen. Als Harry Hole nach einer durchzechten Nacht erwacht, hat er einen totalen Filmriss und keinerlei Erinnerung daran, was geschehen ist. Er sieht, dass seine Kleidung voller Blut ist, und kann sich nicht erklären, woher all das stammt. Vielleicht ist es ja am Abend zu einer tätlichen Auseinandersetzung mit einem Kneipenbesitzer gekommen? Oder war es doch etwas Anderes? Die Ereignisse überschlagen sich und ein wahrer Albtraum beginnt für ihn. Es folgen Leid, Schmerz und mit jedem Stück seiner vermeintlichen Erinnerung wird sein Leben noch schrecklicher. Zu alldem verdichten sich auch gegen ihn immer mehr Verdachtsmomente, und plötzlich wird Harry selbst zum Gejagten.
Jo Nesbo, Jahrgang 1960, ist in Oslo geboren. Er ist Ökonom, Schriftsteller und Musiker. International gehört er zu den renommiertesten und erfolgreichsten Kriminalautoren. Sein Roman „Rotkehlchen“ wurde 2004 zum Besten norwegischen Krimi aller Zeiten gewählt. Darüber hinaus wurde Nesbo bereits mit dem „Riverton-Preis“ und dem „Skandinavischen Krimipreis“ ausgezeichnet. Bis heute wurden seine Bücher rund 20 Millionen mal verkauft und in 47 Sprachen übersetzt. Die Verfilmung seines Harry Hole Romans „Schneemann“ durch Martin Scorcese hatte im Oktober 2017 seine Premiere. Daneben hat Jo Nesbo weitere Thriller wie „Headhunter“ oder die zweiteilige Reihe „Blood and Snow“ geschrieben. Er lebt in Oslo.
„Messer“ ist der inzwischen zwölfte Fall für den Kommissar Harry Hole. Irgendwelche Abnutzungserscheinungen kann ich in diesem Band, auch wenn wieder ein Rückfall in seine Alkoholsucht auftaucht, nicht erkennen. Vielmehr hat die Figur scheinbar noch einige überraschende Facetten auf Lager, so dass die Spannung unvermindert hoch bleibt und gehalten wird. Ich war fasziniert, wie Nesbo seinen Protagonisten die einzelnen Puzzleteile seiner Ermittlungsarbeit zusammentragen lässt, um dann wiederum die entsprechenden Verdächtigen in perfekter Analyse mit einer nahezu filetierenden Beweisaufnahme entweder in den Bereich der Schuldigkeit oder auch Unschuldigkeit zu führen. Es gelingt ihm im Besonderen eine Vielzahl von Themen geschickt einzuflechten und klug anzudenken, und damit eine enorme Spannung aufrechtzuerhalten. Das Buch ist in vier Teile mit 53 unterschiedlich langen Kapitel gegliedert, und die damit einhergehenden 576 Seiten sind absolut lesens- und empfehlenswert.
Für die Harry Hole Fan Community sowieso ein Muss, aber auch als Quereinsteiger mit dem Mut zur Lücke sicherlich geeignet. Somit eine ideale Investition für alle, die noch nicht wissen, was sie mit ihrem Weihnachtsgeschenkgutschein oder dem einen oder anderen noch übrigen Euro anfangen sollen.
576 Seiten, Ullstein Hardcover Verlag, 24,00 Euro