1960 ist dem britischen Regisseur Alfred Hitchcock ein echter Coup gelungen, als er Robert Blochs Roman „Psycho“ verfilmt hat. Kein Filmstudio wollte den Streifen produzieren, und so hat er den Film eben selbst finanziert und unter strengster Geheimhaltung gedreht. Um die Spannung hoch zu halten, ließ der „master of suspense“, wie er fortan genannt wurde, alle Ausgaben des Romans aufkaufen, damit niemand das Ende des Film kennen würde. Den Kinobetreibern und Zuschauern ließ er persönliche Warnungen und Handlungsanweisungen an die Hand geben, was die Neugierde und die Spannung auf den Film weltweit nur noch vergrößerte. Auch durch diese Marketing-Hilfen wurde „Psycho“ Hitchcocks größter Erfolg, den er mit keinem anderen Film wiederholen konnte. Der Name Norman Bates und die Duschszene sind noch heute nicht nur unter Filmfans bekannt.
Über 50 Jahre nach Hitchcocks größtem Film-Erfolg schickt sich der US-Kabelsender A&E an, die Geschichte um Norman Bates in einer Serie umzusetzen. Da die Geschichte um Norman Bates bereits in drei Fortsetzungen auf der Leinwand weiter erzählt wurde, widmet sich die Serie „Bates Motel“ der Vorgeschichte, in der der junge Norman gezeigt wird, und wie er so wurde, wie er letztendlich in „Psycho“ zu sehen ist. Der Plot ist aber in die Gegenwart versetzt, um keine 60s-Serie zu produzieren.
Zu Beginn der Serie stirbt Normans Vater bei einem Unfall. Als Versicherungsvertreter war er gut abgesichert, und so kauft Mutter Norma von der Versicherungsprämie ein neues Auto und zieht mit ihrem Sohn von Arizona nach Oregon, wo sie ein Motel ersteigert hat. Die Stadt White Pine Bay, in der sie nun wohnen, ist irgendwie anders, jeder Einwohner scheint mindestens ein Geheimnis zu haben, so auch der ehemalige Besitzer und Betreiber des Motels. Bei dem Versuch, Norma Bates eines Nachts zu vergewaltigen, wird er von Norman niedergeschlagen und von Norma erstochen. Gemeinsam reinigen Mutter und Sohn das Haus und lassen die Leiche verschwinden. Der örtliche Sheriff, ein alter Freund des Getöteten, ermittelt bald in diesem Fall, und hat die Zugereisten im Verdacht, von dem er sich nicht abbringen lässt.
Norman macht schnell die Bekanntschaft einiger Mädchen der Stadt, darunter auch die der an Mukoviszidose erkrankten Emma, mit denen er viel Zeit verbringt. Normans Halbbruder Dylan taucht ebenso auf wie zwielichtige Motel-Gäste, die scheinbar schon seit Jahren gute Geschäfte mit dem ehemaligen Besitzer tätigen und diese fortsetzen möchten. Doch auch der Deputy Sheriff, mit dem Norma eine Beziehung anfängt, scheint ein dunkles Geheimnis zu haben. Ein Marihuana-Feld mitten auf einer Waldlichtung wird schwer bewacht, Spuren aller Art werden beseitigt, ein Notiz-Buch mit Manga-Zeichnungen taucht auf, eine Lehrerin kümmert sich auffällig rührend um Norman, Dylan verdient jede Menge Geld, Norman scheint zeitweise komplett weggetreten zu sein und auf angebliche Befehle seiner Mutter zu hören, eine halb-verkohlte Leiche in einem Auto hat einen Unfall, und asiatische Mädchen tauchen gefesselt auf. Und das ist erst der Anfang!
Die zehn Folgen der ersten Staffel von „Bates Motel“ liegen auf 3 DVDs in der deutschen, englischen und französischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor und haben eine Gesamtlaufzeit von 416 Minuten. An Bonus-Material findet sich kaum etwas, lediglich ein paar entfernte Szenen wurden auf den Silberscheiben verewigt.
„Bates Motel“ ist beste Unterhaltung, die süchtig und neugierig auf mehr macht; hervorragend besetzt, spannend geschrieben und hochwertig produziert. Freddie Highmore als Norman Bates und Vera Farmiga als seine Mutter spielen ihre Rollen herausragend und überzeugend und machen diese Serie zu einem echten Erlebnis. Das besondere und überaus enge Verhältnis von Mutter und Sohn lässt den Zuschauer fast schon beklemmend die Geschehnisse verfolgen. Obwohl die Serie in der Gegenwart spielt, scheinen Ausstattung im Motel und Kostüme der beiden Hauptfiguren direkt aus den 60er Jahren zu stammen, was der Geschichte einen zusätzlichen Charme gibt.
Zu Recht hatte die erste Folge von „Bates Motel“ bei ihrer Ausstrahlung die höchste Einschaltquote einer Eigenproduktion des Senders A&E.
Eine mehr als würdige Hommage an den „master of suspense“ ist „Bates Motel“ allemal, und wird auch in Deutschland unzählige neue und alte „Psycho“-Fans finden – und das absolut verdient!
USA 2013, 416 Minuten
mit Freddie Highmore, Vera Farmiga. Max Thieriot