Wirtschafts-Krimis haben einen ganz besonderen Flair, den höchstens Insider genießen. Anders ist es bei der Showtime-Serie "Billions", wo sich die Handlung zwar um ein Wirtschaftsthema dreht, doch die Story solche Umfänge annimmt, dass dabei ein handfester Thriller entstanden ist. Dazu kommen noch herausragende Schauspieler in den Haupt- und Nebenrollen, dass es eine Freude und ein Bedürfnis ist, alle Folgen einer Staffel am Stück anzusehen. Nun ist die zweite Staffel in Deutschland auf DVD erhältlich.
Bobby "Axe" Axelrod und Charles "Chuck" Rhoades sind weiterhin verfeindet bis aufs Blut. Beiden ist inzwischen jedes Mittel recht, um den anderen zu vernichten, selbst wenn sie selbst dabei zugrunde gehen.
Axe hat seinen Firmensitz neu einrichten lassen, nachdem er ihn eigenhändig auf der Suche nach versteckten Wanzen zerlegt hat. Seine Paranoia wird immer größer und so hat er umfangreiche Sicherungsmaßnahmen in die Firmenräume einbauen lassen, die Mitarbeiter identifizieren sich mittels Chips, die sie am Handgelenk tragen. Seine Angriffe auf den verhassten Generalstaatsanwalt werden immer härter und teurer, und ebenso ist Chuck inzwischen jedes Mittel recht, den Hedgefonds-Manager zur Strecke zu bringen.
Gegen den Generalstaatsanwalt wird nun auch ermittelt, und so muss sich Chuck gegen weitere Angriffe, selbst aus den eigenen Reihen, schützen. Seine Ehe ist gefährdet, und so besucht er zusammen mit seiner Frau Wendy eine Eheberatung. Wendy hatte bei Axe gekündigt, doch findet sie in ihren neuen Tätigkeiten nicht die Erfüllung, die sie sich erhofft hatte, und so heuert sie wieder bei Axe Capitals an, doch nur mit klaren Grenzen zum Firmenchef. Das Analysten-Team bei Axe wird durch Taylor ("nicht er, nicht sie, nicht es") ergänzt, was ganz frischen Wind in die Firma bringt, denn bald werden die Hierarchien ganz neu verteilt.
Die bislang als unerschütterlich geltende Ehe von Axe und Lara bekommt erhebliche Risse, die nicht einfach mehr durch kleine und große Aufmerksamkeiten zu kitten sind, was Axe mehr aus der Bahn wirft als er glauben mag.
Axe' Gier und das Verlangen, seinen Kontrahenten Chuck zu erledigen, machen ihn blind gegen das Offensichtliche und so fühlt er sich weiterhin unverwundbar. Zumindest bis er merkt, dass sich die Schlinge um seinen Hals immer weiter zuzieht, und nicht jedes Investment eine gute Idee war, das auf einem vermeintlich heißen Tipp basiert. Doch wird es am Ende wirklich noch Gewinner geben oder stehen am Ende die beiden Rivalen vor den Ruinen ihrer Zerstörungswut?
Die zwölf Folgen der zweiten Staffel liegen auf DVD in der deutschen, englischen, französischen und spanischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. Bonus-Material gibt es keines.
Es ist schon erstaunlich, wie eine Serie mit einem eigentlich trockenen Thema und Hauptrollen, die keiner mag, so erfolgreich läuft, wie es bei "Billions" der Fall ist. Bereits nach der zweiten Folge der ersten Staffel wurde die Serie um eine zweite Staffel verlängert. Das liegt ganz sicher an den hervorragend geschriebenen und überaus spannend inszenierten Drehbüchern, deren Geschichten lose auf wahren Begebenheiten basieren. Die Besetzung der Serie kann sich ebenfalls absolut sehen lassen. Damien Lewis, seit seiner Hauptrolle in den ersten beiden Staffel von "Homeland" aus der Serien-Landschaft nicht mehr wegzudenken, und Paul Giamatti, mehrfach ausgezeichneter Film- und Serienschauspieler, liefern sich eine erbitterte Schlacht, die man als Zuschauer manchmal nicht fassen, aber immer genießen kann, da es augenscheinlich keinen Gewinner zu geben scheint. Der Erfindungsreichtum der beiden Hauptrollen ist unerschöpflich, und so macht es richtig Spaß, sich auf den nächsten Schlag zu freuen. Noch besser wird es nur bei der Auflösung, wenn es darum geht, was denn wirklich passiert ist. Die Rollen der beiden weiblichen Hauptdarsteller, Maggie Siff und Malin Akerman, wurden in der zweiten Staffel ausgebaut, wobei auch bei denen nicht wirklich darum geht, sie sympathisch zu finden und sie sich so perfekt mit ihren Serien-Männern ergänzen.
"Billions" ist bisher die erste TV-Serie, die mit Taylor eine Figur mit nicht bestimmtem Geschlecht einführt, die weder männlich noch weiblich bestimmt ist, was sich durch Aussehen und Einstellung äußert.
Jede Folge endet mit einem nicht vorhersehbaren Cliffhanger, so dass dem fassungslosen Zuschauer nichts anderes übrig bleibt, als sich auch die nächste Folge anzusehen, bis alle zwölf durch sind. Die ersten Folgen der zweiten Staffel gehen nicht gleich so los wie in der ersten Staffel, doch wird der Knall umso lauter, wenn von beiden Seiten zum Angriff geblasen wird. Die Figuren werden sehr genau und einfühlsam gezeichnet, und so dürfen sie auch jede Menge Schwächen zeigen, das Gefühlsleben der Protagonisten ist hier sehr präsent.
Sehr spannend ist es zu sehen, wie viel Energie beide Seiten in die Vernichtung des jeweils anderen investiert, und das alles nur wegen Eitelkeiten. Ebenso ist es erschreckend zu sehen, welche Wege manchmal Politik nimmt, wie Entscheidungen herbeigeführt und Konkurrenten eliminiert werden. Beruhigend dagegen, dass am Ende doch nicht alles für Geld zu haben ist, schon gar nicht Glück.
Bei diesem süchtigmachenden Auf und Ab der Gefühle, Intrigen und Machtspiele ist es eine Freude, die intelligent geschriebene Story zu verfolgen und das außerordentliche Spiel der Darsteller zu genießen. Ein Wunder, dass dieser Serie in Deutschland bisher so wenig Beachtung geschenkt wurde, denn sie gehört eindeutig zu den besten, die es derzeit auf dem Markt gibt! "Billions" ist daher eine klare Empfehlung für alle Anhänger von Wirtschaftskrimis, außergewöhnlichen Thrillern und hochspannenden Serien, da kann man bedenkenlos zugreifen und wird gute elf Stunden lang bestens unterhalten!
USA 2017, 667 Minuten
mit Damien Lewis, Paul Giamatti, Maggie Siff, Malin Akerman