Kaum hat das neue Jahr begonnen, schon kann man sich auf den nächsten Superhelden-Blockbuster aus dem Hause Marvel freuen.
Dieses Mal verschlägt es den Zuschauer nach Wakanda, um dort Prinz T’Challa (Chadwick Boseman), auch der „Black Panther“ genannt, zu begleiten, der nach dem Tod seines Vaters T’Chaka (John Kani) die Regentschaft über das Land antreten soll. T’Chaka starb beim Angriff auf das UN-Gebäude in Wien (siehe auch „The First Avenger – Civil War“), und nun ist es an T’Challa seinen Platz einzunehmen. Dies kann nur geschehen, wenn er als Sieger aus einem alten Ritual hervorgeht, in dem die Vertreter der Stämme um den Platz auf dem Thron kämpfen. Unterstützt von seiner Mutter, Königin Ramonda (Angela Bassett), und seiner Schwester, Prinzessin Shuri (Letitia Wright), tritt T’Challa an. Während ihn vier der fünf Stämme auch ohne Kampf als rechtmäßigen Herrscher anerkennen, stellt sich ihm der Anführer des fünften Stammes, M’Baku (Winston Duke), in den Weg und fordert T’Challa heraus. Nach einem kurzen Kampf jedoch steht der Sieger schnell fest. Der Krönung T’Challas steht nichts mehr im Wege.
Das Leben in Wakanda könnte nun wie zuvor weitergehen. T’Challa als König auf dem Thron, Nakia (Lupita Nyong’o) an seiner Seite und Wakanda weiterhin als die hochtechnisierte und moderne Nation, die es ist.
Wäre da nicht Ulysses Klaue/Klaw (Andy Serkis). Dieser weiß von den Reichtümern Wakandas in Form von Vibranium und setzt alles daran, in Besitz von etwas des Metalls zu kommen. Immerhin ist es das härteste Metall der Erde und auf dem Schwarzmarkt einiges wert. Eine Menge zwielichtiger Gestalten würden eine große Summe Geld hierfür bieten. Deshalb stiehlt Klaw aus dem britischen Museum mit der Hilfe von Erik Killmonger (Michael B. Jordan) ein altes Relikt, welches aus Vibranium hergestellt wurde. Als T’Challa davon erfährt, machen er, Nakia und Okoye (Danai Gurira) sich auf den Weg, um Klaw dingfest zu machen und das Vibranium zurück nach Wakanda zu bringen. Leider verläuft nicht alles nach ihren Vorstellungen, und auch die Anwesenheit von Agent Ross (Martin Freeman) macht die Situation nicht gerade einfacher. Im Gegenteil. Klaw kann dank seinen Helfern fliehen und hinterlässt einen schwer verletzten Agent, so dass die Gruppe letzten Endes unverrichteter Dinge nach Wakanda zurückkehren muss.
In der Zwischenzeit sieht Klaw sich Killmonger gegenüber, der nicht das ist, was er vorgegeben hat zu sein. Er tötet Klaw und macht sich auf den Weg nach Wakanda, um dort T’Challa mit der Vergangenheit seines Vaters zu konfrontieren.
Und mit einem Mal ist nichts mehr wie es scheint, und Wakanda braucht den wahren „Black Panther“ dringender als jemals zuvor…
Nachdem die letzten Superhelden-Filme aus der Marvel-Schmiede sich immer wieder durch noch neuere Special Effects, noch beeindruckendere Bilder, noch kräftigere Farben, allgemein von allem „noch mehr“, gegenseitig zu überbieten versuchten, ist „Black Panther“ eine äußerst angenehme Überraschung. Am besten lässt sich dies wohl mit „Back to the roots“ beschreiben. Denn hier stehen ausnahmsweise nicht Special Effects und der „Wow“ Effekt im Vordergrund. Viel mehr wird hier wieder Wert auf die Geschichte gelegt.
Beim Zuschauen bekommt man deutlich das Gefühl, dass „Black Panther“ etwas Entschleunigendes an sich hat. Die Szenengestaltung ist in angenehmen Farben, nicht das bunte Verrückte, was man noch z.B. aus „Thor – Ragnarök“ vor Augen hat. Hier sind es mehr Erdtöne, gemischt mit bunter farbenfroher Kleidung. Dadurch bekommt der Film wieder einen etwas bodenständigeren Touch, da es sich hierbei um Bilder handelt, die dem Zuschauer bekannt vorkommen. Bilder, die quasi jeder schon einmal im eigenen Leben gesehen hat. Dies ist somit ein großer Pluspunkt in Sachen Realismus. Man kann sich hier eher vorstellen, dass das alles so passieren könnte, weil nur wenige Nuancen in das Superhelden-Genre abdriften. Und genau das zieht den Zuschauer schnell in seinen Bann. Man wird Teil der Geschichte.
Des Weiteren handelt es sich bei „Black Panther“ seit langem einmal wieder um einen eigenständigen Film. Bis auf die kurze Erwähnung des Attentats in Wien gibt es im Großen und Ganzen keinen Bezug zu den bisherigen Marvel Filmen. Natürlich kennt man Agent Ross aus „The First Avenger – Civil War“, und man weiß, dass Black Panther sich dort auf eine Seite im Kampf der Superhelden stellte. Doch auf all das wird nicht besonders eingegangen. Vielmehr erzählt der Film hier seine eigene Geschichte, und liefert so für weitere Filme genug Hintergrundwissen zu T’Challa. Dadurch ist „Black Panther“ auf jeden Fall auch für Marvel-Einsteiger geeignet, da es hier kein Wissen über das Marvel Cinematic Universe (MCU) benötigt. Und auch für alte Hasen im MCU ist es erfrischend, einmal nicht im Großen und übergreifend denken zu müssen, sondern sich einfach unbedarft dem Film hinzugeben und bei der Geschichte mitzufiebern.
Ein weiterer Pluspunkt, der bei „Black Panther“ hervorzuheben ist, ist der Focus auf die starken Frauenrollen. Natürlich gab es mit Black Widow, Gamora und Scarlett Witch schon Frauen im MCU, doch „Black Panther“ geht hier noch einen Schritt weiter. Nakia, die (Ex-) Freundin von T’Challa, ist nicht einfach nur schmückendes Beiwerk. Sie selbst ist Spionin und eine ausgezeichnete Kämpferin, die es ohne zu zögern mit Killmonger aufnimmt. Auch Shuri, T’Challas Schwester, ist eine bemerkenswerte Frau, die ein besonderes Gespür für Technik aufweist. Man kann sie fast schon in gewisser Weise mit einem Tony Stark vergleichen, wenn nicht sogar gleichsetzen. Und die Dritte im Bunde, die es hervorzuheben gilt, ist Okoye. Sie ist der General der Leibgarde des Königs. Ihre Treue, Loyalität, ihr Mut und Kampfeswille, ihre Stärke und Unnachgiebigkeit zeichnen ihren Charakter aus. Ohne sie wäre die ein oder andere Situation für T’Challa anders ausgegangen. Alles in allem sind hier mehrere Frauen, die gemeinsam ein starkes Fundament bilden, auf dem die Geschichte um T’Challa aufgebaut ist.
Marvel hat es wieder einmal geschafft, einen hervorragenden Film auf die Kinoleinwand zu bringen. „Black Panther“ mag auf den ersten Blick anders als die bisherigen Filme wirken, aber genau das ist es, was ihn ausmacht.
Er ist anders, und das ist auch gut so. „Black Panther“ ist ein starker Film, der keine anderen Geschichten und Superhelden benötigt, um das Publikum ins Kino zu locken. Dieser Film kann auf eigenen Beinen stehen und eine spannende Story bieten, die den Zuschauer in ihren Bann zieht.
„Black Panther“ ist auf jeden Fall einen Kinobesuch wert.
USA 2018, 134 Minuten
mit Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong'o