Mit "Bad Banks, "Das Boot", "Deutschland 83" oder "DARK" haben die deutschen Fernseh- und Streamingsender gezeigt, dass auch sie spannend erzählte Fernsehserien auf höchtem Niveau beherrschen. Neben den hohen Einschaltquoten und Abrufen, können diese Serien auch zahlreiche internationale Preise aufweisen.
Neuester Zugang hierbei ist "Die verlorene Tochter", eine Drama-Serie voller Irrungen und Wendungen, die daneben eine prominente Besetzung vorzuweisen hat.
Nach einem Schulfest verschwindet die 16-jährige Isa von Gems, Tochter der örtlichen Brauerei-Dynastie, spurlos. Zehn Jahre später taucht sie wie aus dem Nichts wieder in ihrem kleinen Heimatort Lotheim auf. Doch sie kann sich nicht an ihr früheres Leben erinnern, schon gar nicht an die Nacht ihres Verschwindens, dafür spricht sie nun fließend französisch.
Das Leben in Lotheim ging weiter, wenn auch nicht bei allen Beteiligten spurlos. Der damals ermittelnde Polizist, Peter Wolff, der einen Karrieresprung beim BKA vor sich hatte, ist darüber verzweifelt, dass er Isas Verschwinden nicht aufklären konnte. Die Familie von Gems hält auch nur im öffentlichen Leben zusammen. Und auch Isas Freunde aus der Schule haben sich verändert.
Die sechs Folgen, die im ZDF in Doppelfolgen ausgestrahlt wurden, liegen auf zwei DVDs in der deutschen Sprachfassung (Dolby Digital 2.0) vor. Extras gibt es keine.
Idee und Drehbuch zu "Die verlorene Tochter" stammt vom Träger des Deutschen Fernsehpreises Christian Jeltsch, der sich auf Drama- und Krimistoffe spezialisiert hat. Regie führte bei diesem Sechsteiler Kai Wessel, der mehrfach mit verschiedenen Filmpreisen ausgezeichnet wurde.
Die prominente Besetzung wird von Henriette Confurius angeführt, daneben spielen unter anderem Götz Schubert, Christian Berkel, Claudia Michaelsen, Rick Okon und Max von der Groeben.
Zu Beginn ist der Fall undurchsichtig, doch mit jeder Folge bekommt der Zuschauer mehr Einsicht in das was passiert ist. Dabei wird zu Beginn jeder Folge das Geschehen auf dem Schulfest aus einer anderen Perspektive gezeigt.
Es wird schnell klar, dass sich die gesamte Stadt längst mit Isas Verschwinden arrangiert hat, und außer dem ehemaligen Polizisten Wolff niemandem wirklich an der Auflösung des Falls gelegen ist.
Der Vater Heinrich ist damit beschäftigt, dass das von ihm geführte Traditionsunternehmen nicht ganz untergeht. Mutter Sigrid gibt sich zumindest eine Mitschuld am Verschwinden ihrer Tochter. Ihr Bruder verfällt in alte Verhaltensmuster, die Großmutter verhält sich seltsam, und auch das Leben von Isas damaligem Freund scheint aus den Fugen zu geraten, als sie wieder auftaucht.
Alte Fragen kommen wieder auf. Ist sie Opfer eines Verbrechens oder ist sie selbst abgehauen? Leidet sie tatsächlich an Amnesie oder ist alles nur inszeniert? War sie wirklich die Vorzeigetochter, für die sie in den letzten Jahren gehalten wurde?
"Die Verlorene Tochter" ist ein geheimnisvolles, hochspannendes und sehr düsteres Familiendrama vor dem Hintergrund eines scheinbaren Verbrechens. Eine Geschichte über die Bedeutung von Familie und Freundschaft, vom Leben in der deutschen Provinz und von der Suche nach Wahrheit, Liebe und Glück. Und sie erzählt von Flucht – auch vor der eigenen Erinnerung.
Der Ort der Handlung ist Lotheim. Dieser ist zwar fiktiv, gedreht wurde dennoch am nordhessischen Stausee, dem Edersee. Daneben wurde die Serie in Waldeck, an der alten Polizeistation in Korbach und in der Licher-Brauerei gedreht.
"Die verlorene Tochter" ist ein Drama der Spitzenklasse, womit das ZDF einmal mehr gezeigt hat, welch hervorragende Unterhaltung ein öffentlich-rechtlicher Sender verantworten kann. Am besten sollte man sich die Zeit nehmen, die komplette Serie am Stück zu sehen, denn anders lässt sich die Spannung ohnehin nicht aushalten!
D 2020, 270 Minuten
mit Henriette Confurius, Christian Berkel, Claudia Michelsen