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Madame Web

Das Marvel Cinematic Universe scheint unendlich groß zu sein, denn immer wieder kommen neue Figuren auf, die bisher nur eingefleischten Fans bekannt waren oder die nur eine untergeordnete Rolle spielen. "Madame Web" ist eine solche Figur, die sich aber nicht zu verstecken braucht. Jetzt ist ihr Abenteuer auch im Heimkino erlebbar.

Cassandra Webb ist Rettungssanitäterin in New York und sie ist sehr gut in ihrem Job. Sie lebt für ihre Aufgabe und hat drum herum so gut wie kein Sozialleben. Sie ist als Waise aufgewachsen, kennt nur ein Bild ihrer Mutter und hat nie erfahren, woher sie kommt. Sie geht davon aus, dass ihre Mutter sie nur loswerden wollte, sonst hätte sie Cassandra nicht hergegeben.
Während eines Einsatzes hat sie plötzlich Visionen. Sekundenbruchteile erscheinen vor ihrem inneren Auge, die ihr die Zukunft vorhersagen. Sie geht davon aus, dass diese Visionen durch Stress ausgelöst wurden, doch wieso sie dabei die nahe Zukunft sieht, kann sie sich selbst nicht erklären.
In der New Yorker U-Bahn hat sie wieder eine solche Vision, in der drei junge Frauen getötet werden. Sie versammelt diese drei Frauen und flüchtet mit ihnen als der Angriff unmittelbar bevorsteht. Angegriffen und verfolgt werden sie von einem Mann in einem Kostüm, der sich wie eine Spinne bewegt und auch sonst über Superkräfte zu verfügen scheint. Dieser Mann setzt alles daran, die drei Frauen töten
Nachdem die drei jungen Frauen in Sicherheit sind, reist Cassandra nach einer erneuten Vision nach Peru, um mehr über ihre besonderen Kräfte und ihre Herkunft zu erfahren. Nach einer spirituellen Reise erkennt sie die Zusammenhänge der vergangenen Tage, und wieso sie ihre drei Schützlinge auf jeden Fall retten muss.

Der Film liegt auf DVD in der deutschen und englischen Sprachfassung (Dolby Digital 5.1) vor. Zwei Featurettes über den Film und die Darstellerinnen bilden die Extras.

Als der Film in die Kinos kam, wurde er fast überall verrissen, Fans wandten sich von der Geschichte ab, weil sie offenkundig nicht in die Reihe der bunten Marvel-Filme passt. Nun, "Madame Web" verfügt über keine ausufernde Kämpfe zwischen mindestens zwei Rivalen, in denen ganze Städte in Schutt und Asche gelegt werden. Auch trägt Cassandra kein Superhelden-Kostüm. Doch sieht man einmal davon ab, ist "Madame Web" ein hervorragend gemachter, eigenständiger Film im Marvel-Universum, der knapp zwei Stunden lang bestens unterhält.
Dakota Johnson, die vor allem durch ihre Rolle in der "50 Shades of Grey"-Trilogie international bekannt wurde, spielt eine Frau, die plötzlich Verantwortung für andere Menschen übernehmen und sie retten muss, was sie als Frau weiter wachsen lässt. Das Trio der jungen Frauen, gespielt von Sydney Sweeney, Celeste O'Connor und Isabela Merced entwickelt sich von den zunächst unselbständigen Teenagern, deren Familien sie allein gelassen haben, zu gereiften Frauen, die für sich und andere einstehen. Und das machen alle vier in hervorragender Weise.

Die Regisseurin SJ Clarkson, die bereits zahlreiche Marvel-Stoffe als Film und Serie inszeniert und produziert hat, hat einen sehr weiblichen Film geschaffen, in dem es vor allem um die toxische Maskulinität geht und wie sie sich zeigt. Allein deswegen hat sie die Handlung ins Jahr 2003 gelegt, um den Song "Toxic" von Britney Spears in den Soundtrack unterbringen zu können.

Anders als für das Genre typisch erzählt "Madame Web" die eigenständige Entstehungsgeschichte einer der mystischsten Heldinnen der Marvel-Welt in einem spannungsgeladenen Action-Thriller, in dem am Ende klar wird, wie sie mit "Spider-Man" zusammenhängt.

Bevor Marvel und/oder Action-Fans den "Madame Web"-Film wegen seiner schlechten Bewertungen im Internet von vornherein ablehnen, sollten sie dem Streifen eine Chance geben, was nun im Heimkino problemlos funktioniert.
Nachdem der Film an der Kinokasse gefloppt zu sein scheint, ist wohl mit einer Fortsetzung nicht zu rechnen, was sehr schade ist, da die Handlung in einem zweiten Teil mit Spider-Women richtig Fahrt hätte aufnehmen können.

Filmfans, die vor einem Action-Thriller mit tiefergehender Handlung nicht zurückschrecken, sollten sich "Madame Web" auf jeden Fall ansehen und danach entscheiden, ob die Bewertungen im Netz wirklich gerechtfertigt sind. Knapp zwei Stunde beste Unterhaltung bietet der Film auf jeden Fall!

Pascal May