In den 1970er Jahren musste man schon mutig sein, um sich als ABBA-Fan zu bekennen. In den 80er Jahren ging das schon einfacher, aber da war es auch schon bald mit den vier Schweden vorbei. Seit der Jahrtausendwende ist es sogar ein Muss, mindestens ein ABBA-Album sein Eigen zu nennen. Allein der Sampler "ABBA Gold" hat sich weltweit über 30 Millionen Mal verkauft. Es folgte das Musical "Mamma Mia", zunächst auf der Bühne, das aus den größten ABBA-Hits eine Geschichte formt, und weltweit sehr erfolgreich läuft. Keine Frage, dass es bald eine mindestens ebenso erfolgreiche Verfilmung des Musicals gab. Nun ist auch die filmische Fortsetzung, die ganz ohne Vorlage entstanden ist, auf BluRay und DVD erschienen.
Im ersten Film wollte Sophie endlich erfahren, wer denn nun ihr Vater ist, und lädt drei Männer auf eine griechische Insel ein, die dafür in Frage kommen würden. Aufgelöst wird diese Frage nie, denn Mutter Donna hüllt sich weiterhin in Schweigen.
Nun geht es in der Fortsetzung darum, wie Sophies Mutter Donna die drei Männer überhaupt kennengelernt hat. Inzwischen ist Donna jedoch gestorben, und Sophie, selbst junge Mutter, eröffnet in ihrem Gedenken Donnas Hotel neu. Zur großen Eröffnungsparty scheint aber trotz zahlreich ausgeschickter Einladungen außer Donnas Freundinnen Rosie und Tanya niemand kommen zu wollen. Oder doch?
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen, englischen (Dolby Atmos) und italienischen (Dolby Digital Plus 7.1) Sprachfassung vor. Jede Menge Extras finden sich auf der BluRay, darunter zwei Audio-Kommentare, unveröffentlichte und erweiterte Songs und Szenen mit Kommentar von Regisseur/Drehbuchautor Ol Parker, verbesserte Sing-Alongs sowie die Featurettes "Die Story", "'Mamma Mia!' wiedervereint", "Donna spielen", "Sophies Geschichte", "Cher wird vorgestellt", "Kostüme und 'The Dynamos'", "Die Choreographie von 'Mamma Mia! Here we go again'", "Die Darsteller treffen einander", "Letzter Vorhang", "Dancing Queen: Aufbau einer Szenen", "Geplauder mit der Besetzung", "Für Legenden auftreten" und "Abschlussklasse '79 ".
Nach dem sensationallen Welterfolg der Musical-Verfilmung war es nur eine Frage der Zeit, bis es dazu eine Fortsetzung geben würde, um weiter an den Erfolg anschließen und mit der genialen Musik von ABBA mehr Geld verdienen zu können. Fast alle Schauspieler aus dem ersten Film sind wieder mit von der Partie, lediglich Meryl Streep ist nur in einem sehr kurzen Gastauftritt zu sehen. Alle anderen Schauspielerinnen und Schauspieler sind nach Griechenland zurückgekehrt. Amanda Seyfried spielt einmal mehr Sophie, Christine Baranski und Julie Walters die Freundinnen von Mutter Donna, Tanya und Rosie. Natürlich sind die drei Väter wieder mit von der Partie, namentlich Pierce Brosnan, Colin Firth und Stellan Skarsgard, nur dieses Mal auch in deren eigener jungen Version. So springt die Handlung immer wieder zwischen 1979 und heute hin und her, vollgepackt mit der herausragenden Musik von ABBA. Die Songauswahl beinhaltet auch einige eher weniger bekannte Titel, doch natürlich sind auch wieder "Waterloo", "Thank You For The Music" und "Mamma Mia" dabei.
Gastauftritte gibt es dieses Mal jede Menge, so spielt Andy Garcia den spanischsprechenden Hotelmanager in Griechenland, Meryl Streep ist wenige Minuten als tote Donna mit von der Partie und Cher taucht als Sophies Großmutter auf. Nebenbei sind auch die ABBA-Männer Björn Ulvaeus und Benny Andersson zu sehen, die den Film mit produziert haben. Benny und einige Musiker aus ABBA-Zeiten haben auch die Songs zum Film eingespielt, die im legendären Mono Studio aufgenommen wurden.
Die Songs im Film werden, anders als im Bühnen-Musical, nicht synchronisiert sondern nur deutsch untertitelt, womit der Zauber der originalen Songs nicht verloren geht.
Die Story stammt unter anderem von Komödien-Genie Richard Curtis, der diesen Film auch gleich mitproduziert hat. Zuvor war er unter anderem für die Welterfolge "Mr. Bean" und "Tatsächlich... Liebe" verantworlich.
Die Geschichte von "Mamma Mia: Here We Go Again!" ist aber so platt, die Songauswahl selten passend, die Gastauftritte so zahlreich und die Stimmung im Film derart aufgedreht, dass man hier eher an ein Weihnachtsspecial einer bundesdeutschen Samstagabend Show aus den 1970er Jahren erinnert wird. Die Qualität der Sänger ist auch sehr umfangreich, und so reicht sie von umwerfend gut Lily James, der Darstellerin der jungen Donna, bis hin zum grenzwertigen Niveau einer Schulaufführung bei zahlreichen anderen Darstellern, dass automatisch die Frage aufkommen muss, ob es zuvor kein Gesangs-Casting gab.
Dazu ist es unbegreiflich, wieso ausgerechnet die bereits mehrfach vom Showbiz zurückgetretene Cher als ewig junge Großmutter ABBA-Songs performen muss, wobei ihr Gesang wie frisch aus der Konserve klingt. Vermutlich war sie nur notwendig, um zusätzlich zu den Millionen ABBA-Fans noch ihre Fans in diesen Film zu locken. Da die Rolle nur sehr kurz und unbedeutend für die Geschichte geraten ist, ist ihr Auftritt schlichtweg entbehrlich.
Es ist nur allzu offensichtlich, dass mit "Mamma Mia: Here We Go Again!" auf Biegen und Brechen mit den treuen Fans noch mehr Geld verdient werden sollte, um weiter auf der ABBA-Erfolgswelle mitschwimmen zu können. Einzig hervorzuheben sind einige Massen-Choreographien, die beeindruckend gelungen inszeniert wurden. Aber sonst wäre eine Fortsetzung nicht notwenidig gewesen.
Die Extras sind mehr als reichlich und erfreuen jedes Fan-Herz, doch hier eher Fans des Films als ABBA-Anhänger. Wieso ausgerechnet eines der schönsten ABBA-Songs, "I Wonder", dem Schnitt zum Opfer fiel, ist nicht nachzuvollziehen.
Letztendlich bleibt beim Zuschauer am Ende des Films ein gewohnt wohliges Gute Laune-Gefühl, das aber weniger dem Film denn der zeitlos schönen ABBA-Songs geschuldet ist. Wer sich für den ersten Film begeistern konnte, wird auch dessen Fortsetzung mögen. Das Mitsingen ist in der Sing-Along-Version durchaus möglich. Ob ABBA-Puristen viel mit diesem zweiten Musical-Film anfangen können, ist fraglich.
USA/GB 2018, 114 Minuten
mit Amanda Seyfried, Colin Firth, Pierce Brosnan, Christine Baranski, Lily James