Dystopische Erzählungen scheinen derzeit Hochkonjunktur zu haben. Das mag an der schieren Aussichtslosigkeit unserer schwierigen Zeit der Klimakatastrophe mit Waldbränden und Überschwemmungen wie auch den Folgen der Corona-Pandemie liegen. Und solange die Kinofans diesem Genre nicht überdrüssig werden, gibt es immer wieder mehr oder weniger gelungenen Nachschub. Nun liegt die Heimkino-Premiere "The Last Journey - Die letzte Reise der Menschheit" auf BluRay und DVD vor.
In naher Zukunft: Die Sonne ist erloschen, es hat seit über 1000 Tagen nicht mehr geregnet, ein Leben auf der Erde ist kaum mehr möglich. Nur ein geheimnisvoller roter Mond liefert den Menschen überlebenswichtige Energie, um auf der Erde überhaupt noch existieren zu können: Die Menschheit hatte es geschafft, dorthin zu reisen, um das Mineral Lumina abzubauen, alle anderen Energiequellen auf der Erde überflüssig machte. Als dieser Mond plötzlich seinen Kurs ändert und direkt auf die Erde zusteuert, droht er die gesamte Menschheit auszulöschen. Der einzige, der in der Lage ist, eine solche Apokalypse zu verhindern, ist der begabteste Astronaut seiner Zeit: Paul W.R. Doch kurz vor Start der Mission verschwindet Paul spurlos.
Unerbittlich von den verzweifelten Menschen gejagt, kreuzt Paul den Weg von Elma, einem Teenager mit explosivem Temperament, die ihn auf seiner Flucht begleitet. Außerdem möchte Paul, der seit einem Unfall die Gedanken von Menschen in seiner Umgebung lesen kann, gar nicht, dass der Mond aufgehalten wird. Wieso eigentlich nicht?
Der Film liegt auf BluRay in der deutschen und französischen Sprachfassung (DTS-HD Master 5.1) vor. An Extras gibt es Interviews zu sehen.
Der französische Drehbuchautor, Dokumentarfilmer und Kurzfilmregisseur Romain Quirot legt mit "The Last Journey - Die letzte Reise der Menschheit" seinen ersten Langfilm vor, der zudem hochkarätig besetzt ist. Vor spektakulärer Kulisse und einer endzeitgeprägten Atmosphäre, inszeniert er einen postapokalyptischen Sci-Fi Thriller, der seine internationale Premiere beim Sitges Film Festival 2020 feierte, bei dem er direkt als „Bester Spielfilm“ mit dem "Méliès d'Argent" ausgezeichnet und darüber hinaus auch mit einer Nominierung als „Bester Film“ in der Official Fantàstic Competition geehrt wurde.
Dennoch ist es schwer, sich für diesen Film zu begeistern. Die Darsteller spielen ihre Parts eher lustlos, die Story ist eher konfus und dabei belanglos, die Musik nervig. Einzig die Special Effects und die Originalität mancher Aufnahmen (ein Peugeot aus den 80er Jahren, der ganz ohne Räder über die Straße schwebt) heben sich erfreulich aus diesem sonst eher trostlosen Film ab.
Die Besetzung ist seltsam hochkarätig: Hugo Becker spielt den gesuchten Astronauten Paul, Jean Reno dessen Vater, Paul Hamy dessen Bruder und Lya Oussadit-Lessert den Teenager Elma. Dabei ist aber festzustellen, dass Jean Reno wohl nur die wenigen Minuten in diesem Film mitspielt, um ihn auf das Filmplakat hieven und besser vermarkten zu können, wie es derzeit häufiger bei Bruce Willis der Fall ist.
Ob "The Last Journey - Die letzte Reise der Menschheit" als Umweltkritik taugt, da er aufzeigt, dass die Menschheit nicht nur die Erde zerstört, sondern darüber hinaus gewillt ist, einen wertvollen Mond auszubeuten und ebenso zu zerstören, statt sich anderer Lösungen zu widmen, bleibt dahin gestellt. Was dieses langatmige Roadmovie schafft, das gerne wie "DUNE", "Mad Max: Fury Road", "Blade Runner" oder "Oblivion" wäre, ist einen Film ohne nennenswerte Handlung mit schönen Bildern zu versehen. Doch das alleine reicht nicht.
Wer Quirots 17-minütigen Kurzfilm "Le dernier voyage de l'énigmatique Paul W. R.", der beim Berlin Short Film Festival als bester Science-Fiction-Kurzfilm prämiert wurde, kennt und mochte, wird auch an der langen Version seine Freude haben. Vielleicht auch einige Hardcore-Genre-Fans. Andere eher nicht.
F 2020, 87 Minuten
mit Hugo Becker, Jean Reno, Lya Oussadit-Lessert